Was können wir einer geliebten Person, die nicht mehr unter uns ist, geben? Mit unserer beschränkten, gefilterten, beeinträchtigten geistig blinden Existenz in dieser Welt, was können wir den Seelen geben, die in den transzendenten Orten der nächsten Welt leben, geben?

Die Antwort ist ein großer Anteil. Wir können ihnen Leben geben.

Denn was ist Leben in seiner grundlegendsten Form, Leben, das den Zweck erfüllt für den G-tt es erschaffen hat? Das Leben in seinem ultimativen Sinn ist eine Seele in einem Körper, die die Dinge dieser Welt als g-ttlich offenbart. Dies erreichen wir jedes Mal durch Erfüllung einer Mizwa, einer guten und g-ttlichen Tat. Und wenn unsere guten Taten inspiriert sind vom Leben eines jemandem, der einen höheren geistigeren Zustand erreicht hat und die vom Verlangen und Ziel zu dessen Wohl motiviert wurden, geben wir dadurch einer Seele der nächsten Welt Leben und Wachstum. Durch unsere Taten kann die Seele jener, die übergingen, etwas erreichen, zu was sie selbst nicht in der Lage waren. Sie können „leben“ – im ultimativen Sinn – die Welt zu beeinflussen und das G-ttliche in dieser Welt fühlbar zu machen.


Dies ist der Grundgedanke, der hinter in der Rezitation des „Kaddisch“ zum Wohle einer übergegangenen Seele steckt. Während „Kaddisch“ allgemein hin als „Trauergebet“ bekannt ist, so offenbart das Lesen des Textes, dass es nicht um Tod oder Trauer geht, sondern der Bekanntmachung der Großartigkeit G-ttes. Durch das Überwinden der Tiefen der Qual und des Verlustes, um zu G-tt zu beten, verwandeln wir den Tod in einen Akt des Lebens.

Sogar noch wichtiger als die Rezitation des Kaddisch sind das Studieren der Tora, die Gebote, die wir auf uns nehmen, die Gaben, die wir geben, die guten Taten, die wir tun mit der Intention, sie seien L’iluij Nischmat, zum Wohle des „Aufstiegs der Seele“. Wenn das Verlangen, jemandem etwas zu geben, der übergegangen ist, uns etwas lehrt, was wir sonst nicht gelernt hätten, höher und weiter zu gehen als wir es sonst hätten tun können, dann lebt diese Seele in uns weiter. Unsere Hände und Füße, Verstand und Herz und Mund werden die Hände, Füße, Verstand und Mund der vergangenen Seele.