In den letzten Jahren sind eine ganze Reihe neuer Tora-Rollen geschrieben worden, und zwar spezifisch, um mit ihnen die Juden zu einigen; denn jeder einzelne konnte (und kann weiterhin) jeweils einen Buchstaben darin für sich erwerben. Einigen dieser neuen Tora-Rollen ist allerdings eine besondere Bedeutung beizumessen: Es waren nicht Erwachsene, die sich daran beteiligten, sondern Kinder unter Bat Mizwa- bzw Bar Mizwa-Alter. Kinder sind noch frei von Sünden, nicht infiziert von den Wechselfällen des Lebens, noch isoliert gegen die weitverbreitete Brutalität der Welt und ihre trügerischen Einflüsse. Wenn also Kinder sich an einem Sefer Tora beteiligen, dann ist die damit hergestellte Einheit so rein und echt, dass ihre Auswirkungen fast unberechenbar sind.
Es ist daher nur all zu angebracht, dass die Kinder die Vorhut auf dem Wege zur Einigkeit des jüdischen Volkes bilden.
Wir dürfen da aber noch nicht stehen bleiben. Denn tatsächlich sind es ja alle Juden, Frauen und Männer, alt und jung, denen das Privileg und die Aufgabe übergeben worden sind, sich in dem unveränderlichen, ewig gültigen Bunde von Tora zusammenzuschließen. Genau jetzt ist der Zeitpunkt günstig, dass jeder einzelne Jude sich an einem Sefer Tora beteilige, indem er einen Buchstaben erwirbt, der dann in seinem Namen geschrieben wird. Über ein solches Privileg darf man sich nicht leichtfertig hinwegsetzen. Es handelt sich, immerhin, um eine "Welt-Tora-Rolle", für die Juden der ganzen Welt!
Die Zahl der Rollen, die geschrieben werden können, ist eine unbeschränkte. In der Tat lassen sich hierbei unterschiedliche Bräuche feststellen, was die Methode des Schreibens (nicht aber den Inhalt, der universell ist!) betrifft. Zum Beispiel bestehen Variationen in der Schreibweise bei Sephardim im Vergleich mit Aschkenasim, und es gibt Abweichungen in der Lurianischen Tradition. Jede Gruppe sollte ihre Rolle ihrer eigenen Tradition gemäß schreiben. In dieser Vielfalt liegt an sich überhaupt kein Widerspruch gegen den Begriff von Einheit. Denn wir finden, dass Moses vor seinem Tode nicht weniger als 13 Tora-Rollen schrieb, je eine für die zwölf Stämme, plus einer weiteren, die im Heiligtum aufbewahrt blieb. Also: Wenn mehr als eine Rolle geschrieben wird, dann tut dies der Einheit und Einmaligkeit von Tora keinen Abbruch. Sie bleibt G-ttes Wort einzig, unteilbar und immerwährend.
Folglich sollten in der Tat alle Juden, Männer, Frauen und Kinder, je einen Buchstaben in einer der Tora-Rollen erwerben, die augenblicklich – immer noch, und weiterhin – geschrieben werden. Man kann sowohl für sich selbst einen Buchstaben kaufen wie für Familienmitglieder, Freunde und Bekannte. Wie unsere Weisen ausdrücklich lehren, darf man etwas "für" jemand anderen tun, auch wenn dieser davon nichts weiß! Nachdem diese Gelegenheit eine so außerordentlich wichtige ist, sollte niemand ausgelassen werden, nur deshalb weil der oder die Betreffende von diesem Projekt nichts weiß oder aus irgendeinem anderen Grunde nicht in der Lage ist, persönlich einen Buchstaben für sich schreiben zu lassen (hier denke man insbesondere an Juden in Osteuropa). Da denn können und sollten Freunde oder Bekannte Buchstaben für jene anderen, in deren Namen, erwerben.
Indessen ist der Mensch mehr als ein bloßer Körper. Er ist ein Konglomerat von physischen wie geistigen Dingen, von Körper und Seele. Der Körper lebt nur für eine begrenzte Dauer, die Seele dagegen ist etwas Ewiges. In unserer Generation haben wir die schlimmste Katastrophe unseres Volkes miterleben müssen, den sogenannten Holocaust. Sechs Millionen unserer Brüder und Schwestern sind vernichtet worden, und wir können sie nicht vergessen. Ihre Körper wurden zerstört, ihre Seelen jedoch, rein und unversehrt, bestehen weiter und auf immer. Buchstaben in ihrem Namen und zu ihrem Gedenken können ebenfalls in den Tora-Rollen erworben werden. Und nicht nur für diejenigen, sondern für jeden, der nicht mehr unter den Lebenden weilt. Physisch mögen sie nicht mehr bei uns sein, ihr Andenken aber wird nicht ausgelöscht werden.
Verantwortung wie Privileg hier sind gewaltig: So sollen die Juden die Fackelträger G-ttes, die Boten von G-ttlichkeit in der Welt sein.
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