Die dieswöchige Sidra beginnt mit diesen Worten (Exodus 25, 2): "Sprich zu den Kindern Israel, dass sie Mir eine Hebe nehmen; von jedem, dessen Herz ihn zum Spenden willig macht, sollt ihr Meine Hebe nehmen." Und (Vers 8): "Sie sollen Mir ein Heiligtum machen ..." Die Israeliten damals waren sich völlig über den ideellen, geistigen Wert des Heiligtums im Klaren; und daher spendeten sie bereitwillig, um so seine Errichtung zu beschleunigen.

Heutzutage sind die Synagoge und die Religionsschule an die Stelle des Heiligtums getreten; sie sind das "Mikdasch Me’at", das "kleinere Heiligtum", und damit sind sie die hauptsächliche Kraftquelle für die Erhaltung und den Weiterbestand unseres Volkes. Jede nur denkbare Anstrengung muss gemacht werden, damit unsere Jeschiwot, unsere Tagesschulen und unsere anderen religiösen Einrichtungen in angemessener Weise erhalten werden.

In den Vereinigten Staaten müssen wir zu unserer Schande diese Feststellung machen: Bis zum heutigen Tage sind es gewisse jüdische Stellen und Verwaltungen, die sich dagegen stemmen, dass staatlicherseits zur Verfügung stehende Gelder den jüdischen Schule zugute kämen (sogar für deren säkulare Abteilungen lehnen sie sie ab). Die Gründe für ihre Opposition sind angeblich "konstitutioneller Natur". Damit jedoch stellen sie ihr Missverständnis, ja eine wahrhafte Fehlbeurteilung des Problems zur Schau. Die eigentliche Frage ist, ob eine solche staatliche Beihilfe den wahren Interessen unseres Volkes entspricht oder nicht.

Wenn die Antwort "ja" ist, dann muss es ganz offensichtlich "konstitutioneller" sein oder werden, dass eine solche Beihilfe ermöglicht wird. Es kann nicht zur Debatte stehen, dass die Verfassung Dienerin des Volkes sein muss – und nicht umgekehrt das Volk der Verfassung dienen soll. Wenn das Argument daher lautet: "Die Verfassung der Vereinigten Staaten darf unter keinen Umständen angerührt oder berichtigt werden", dann ist dies in sich selbst schon eine unerhörte Attacke gegen den Buchstaben und den Geist der Verfassung. In der Tat besitzt die Verfassung selbst ihren eigenen, eingebauten Mechanismus für ihre zukünftige und weitere Verbesserung, damit sie immer im Interesse des Allgemeinwohles operiert. Auf diese Möglichkeit ist bereits mehrfach in der Vergangenheit zurückgegriffen worden.

Nun möchte man sich zumindest vorstellen, dass jene Gemeinde-Verwaltungen, die einen so starken Widerstand gegen staatliche Zuschüsse und Unterhaltsbeiträge für unsere Schulen leisten, wenigstens selber in die Bresche gesprungen wären, um die finanziellen Lasten zu tragen. Aber nein, das ist nicht der Fall. Was jene jüdischen Stellen im allgemeinen tun, das ist, eine Erhöhung ihrer Zahlungen für jüdische Erziehung zu "versprechen"; bis das Versprechen jedoch in die Praxis umgesetzt wird, dauert es so lange, dass uns eine ganze weitere Generation – was G-tt verhüten möge – "verloren" gehen kann.

Um jüdische Erziehung aufrecht zu erhalten und weiter zu fördern, sollten wir uns bereit erklären, Kredite aufzunehmen, ja, wenn nötig, erhebliche Schulden zu tragen, damit wir sofort und ohne weitere Verzögerung mit der Erziehung und Belehrung unserer Kinder und unserer Jugend beginnen können. Die Schlussfolgerung daraus ist unverkennbar: Geschuldetes Geld können wir jederzeit zurückzahlen, aber eventuelle Verluste an unseren Kindern können wir sehr selten oder überhaupt nicht wiedergutmachen.

So also sollten wir uns vornehmen, unsere "kleineren Heiligtümer" zu stützen, so wie unsere Vorfahren es mit dem großen Heiligtum in der Wüste getan haben. Der Ruf ergeht daher an die ganze augenblickliche Generation, und dies nicht nur in den Vereinigten Staaten: Lernt jetzt, zahlt später.