In Bezug auf die Errichtung des Mischkan (des Heiligtums in der Wüste) ist G-ttes Anweisung an Moses, gleich zu Beginn, der dieswöchigen Sidra, diese (Exodus 25, 2-7): "Sprich zu den Kindern Israel, so sollen für Mich eine Hebe (Abgabe) nehmen; von jedermann, dessen Herz ihn zu freiwilliger Spende bewegt, sollt ihr Meine Hebe nehmen. Und dies ist die Hebe, die ihr von ihnen nehmen sollt: Gold und Silber und Kupfer ... Schoham-Steine und Einsatz-Steine ..." usw.
Hier stellt sich sofort ein scheinbarer Widerspruch heraus, nämlich dieser: Von allen Israeliten wurde verlangt, dass sie sich an der Errichtung des Mischkan beteiligen sollten; die Vorschrift ging in gleicher Weise jeden Juden an. Dann aber erhält Moses den Auftrag, eine Abgabe nur von demjenigen zu nehmen, dessen Herz ihn zu freiwilliger Spende bewegt, der also aus vollem Herzen und willig gibt. Ein tatsächlicher Widerspruch jedoch besteht nicht. Denn es liegt in der Natur jedes Juden, dass er für einen guten, verdienstvollen Zweck aus vollem Herzen und willig beisteuert. Man muss lediglich den passenden Schlüssel zum Herzen jedes einzelnen finden; aber wenn richtig angesprochen, reagiert jeder Jude mit Wärme und steuert großzügig bei, jeder seinen persönlichen Umständen entsprechend. So trug es sich genau bei der Errichtung des Mischkan zu: wer in der Lage war, "Gold" zu geben, gab Gold; wer nur "Silber" aufbringen konnte, gab Silber; und wer nicht mehr als "Kupfer" erschwingen konnte, gab Kupfer.
Ein Ausspruch des "Alten Rebben" – Begründer des ChaBaD-Lubawitsch-Chassidismus – lautete: "Der Ewige gibt den Juden materielle Güter, und sie wandeln diese dann in geistige Güter um." Zedaka (Wohltätigkeit) ist die höchste Stufe in diesem Vorgang der Umformung von materiellen Reichtum in spirituelle Vermögenswerte, insbesondere wo diese Zedaka für den Unterhalt von Jeschiwot und anderen Einrichtungen für das Tora-Lernen gegeben wird. Die Stätten von Tora-Lernen sind das "Mischkan" unserer gegenwärtigen Zeit, wie unsere Weisen es ausgedrückt haben: "Seit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem ruht G-ttes Allgegenwart nur dort, wo Tora gelernt wird."
Jemand, der aus vollem Herzen gibt, hat immer nur den Wunsch, dass es ihm doch möglich sein könnte, noch mehr zu geben. Diese "Bereitschaft des Herzens" als solche wird von G-tt allein schon als Zedaka eingestuft; und Er belohnt einen warmherzigen Spender dadurch, dass dieser immer größere Erfolge erzielt – auf materieller wie auch auf geistiger Ebene. Dann ergibt sich am Schluss diese Situation:
Diejenigen, die anfangs nur Kupfer aufbringen konnten, werden in die Lage versetzt, Silber zu geben; wer vorher nur Silber geben konnte, wir so reich, dass er Gold spenden kann; und denjenigen, die schon früher Gold gegeben haben, wird künftig möglich sein, sogar Schoham-Steine und andere wertvolle Juwelen schenken zu können.
In dieser Sidra Truma nun ist die Herstellung aller Geräte des Heiligtums beschrieben, mit Ausnahme des Goldenen Altars, der erst in der nächsten Sidra Tezawe Erwähnung findet. In Kommentaren zur Tora wird die Frage gestellt, warum dies so ist – nachdem doch alle Geräte gleichzeitig dem Heiligtum einverleibt wurden. Was ist die besondere Bedeutung des Goldenen Altars, dass er so "außerhalb der Reihe" ist und daher eine immerhin spezifische Betonung erfährt?
Die Antwort ist diese: Die Tora will damit andeuten, dass der Dienst auf dem Goldenen Altar höchstes Ziel und höchster Ausdruck des gesamten Dienstes im Heiligtum ist. Hier wurde das Rauchoper dargebracht, und dabei (so bemerkt der Talmud Jeruschalmi) war – außer dem diensttuenden Priester – nur G-tt selbst anwesend. Die sehr wichtige Lehre für das tägliche Leben ist klar: Wenn man Mizwot tut, insbesondere wenn man (die oben betonte) Wohltätigkeit übt, dann soll man dies privat, im Stillen, "unter Ausschluss der Öffentlichkeit" tun. Nur G-tt allein sollte von wohltätigen Gaben wissen; die Presse und Photographen sollte man dazu nicht einladen!
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