Zu Beginn der dieswöchigen Sidra bedient die Tora sich des Wortes "Teruma" (eine "Hebe", das ist eine "Abgabe") dreimal (Exodus 25, 2-3): "Sage den Kindern Israels, sie sollen für Mich eine Abgabe nehmen; von jedem Manne, wie sein Herz ihn dazu bewegt, sollt ihr Meine Abgabe nehmen. Und dies ist die Abgabe, die ihr von ihnen nehmen sollt ..."
Diese dreifache Erwähnung der Teruma spielt auf drei verschiedene Arten von Abgaben an:
Erstens "Teruma der Schekalim": Jeder Mann im Alter von 20 Jahren und darüber gab einen halben Schekel für den allgemeinen Opfer-Fonds.
Zweitens "Teruma für die Sockeln": Jeder Mann der gleichen Altersschicht zahlte einen halben Schekel für die "Adanim", die silbernen Sockeln des Heiligtums in der Wüste.
Drittens "Allgemeine Teruma": Jeder Mann, jede Frau (s. Exodus 35, 22 und Nachmanides dazu) und jedes Kind (s. Awot d’Rabbi Nathan, Kap. 11) gab so viel, wie ihr Herz sie bewegte, für die Errichtung des Heiligtums in der Wüste. Darin eingeschlossen waren die Wände aus Zedernholz, die Behänge und Wandteppiche, die Geräte aus Kupfer. Silber und Gold usw.
Dazu dürfen wir die Frage stellen, welche Bedeutung heute, in unserer Zeit, der zweiten und dritten Gruppe von Abgaben zukommt, also dem Fonds für die "Adanim" und der "Allgemeinen Teruma".
Jeder, der zum "Adanim-Fonds" beisteuerte, gab den gleichen Betrag (s. Exodus 38, 26-27; Raschi zu Exodus 30, 15), eben einen halben Schekel, während die "Allgemeine Teruma" aus Beiträgen von allen bestand, "wie ihr Herz sie bewegte", also in nicht festgesetzter Höhe. Damit sind zwei unterschiedliche Gesichtspunkte für den Dienst an G-tt vorgezeichnet:
Die "Adanim"-Abgabe ist normiert, einheitlich für ganz Israel, wobei individuelle Unterschiede hinsichtlich Weisheit, Frömmigkeit und auch Besitz unbeachtet bleiben. Darin ist die grundsätzliche Anerkennung G-ttes durch jede Einzelperson versinnbildlicht, ihre Hinnahme des Joches des Himmlichen Königtums. Diese Hinnahme – "Kabbalat Ol" – ist das Kennzeichen eines "niedrigen" Bestandteils in der Struktur der menschlichen Persönlichkeit.
Dies ist jemand, der eine Mizwa ausführt, ohne dabei Gedanken und Herz einzubeziehen, sondern nur, weil er ganz einfach G-ttes Befehl anerkannt und ihm gehorcht. Ein solcher Mensch hat nicht dasselbe Gefühl einer spirituellen Leistung – noch Gefühl von Genugtuung – wie jemand, der die Vorschrift versteht, und für den sie gefühlsmäßig sehr viel bedeutet. Nichtsdestoweniger ist diese Art von Unterwürfigkeit Grundlage und erster Schritt auf dem Wege zum Dienst an G-tt (Tanja, Kap. 41). Die Analogie ist zu den "Adanim" als dem untersten Teil des Heiligtums, und die doch gleichzeitig das Fundament bildeten, auf dem alles stand. Dieser "Unterwürfigkeits-Faktor" ist im Grunde bei uns allen der gleiche; seine Quelle ist der Kern der Seele, mit dem wir alle gleichmäßig ausgestattet sind.
Die "Allgemeine Teruma" dagegen versinnbildlicht die Leistung des einzelnen gemäß seiner individuellen Begabung, seiner Intelligenz, seiner Empfindungen. Da nun zeigt sich ein sehr großer Unterschied von einer Person zur nächsten; und das genau ist die Bedeutung des Tora-Ausdruckes: "So viel, wie sein Herz ihn dazu bewegt." Grundsätzlich sind wir alle gleich, wir sind Juden; was jedoch Begabung und Einfühlungsvermögen betriff, ist jeder einzelne einzigartig.
Der vollkommene Dienst besteht darin, dem Ewigen auch seine Innersten Kräfte und Fähigkeiten zu widmen, seine wahre Natur; und dem kann letzten Endes mit einem bloßen halben Schekel nicht Genüge getan werden. So ist auch in Bezug auf ein Opfer festgelegt, dass ein Reicher, der das Opfer eines armen Mannes bringt, seine Pflicht nicht erfüllt. Vielmehr muss jeder, entsprechend seinen Möglichkeiten, G-tt sein "Ganzes" geben.
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