Ich war immer fasziniert davon, wie Diamantenhändler traditionell einen Vertrag schließen. Sie reichen sich die Hände und sagen „Masel und Brocha“ (Glück und Segen). Wenn diese paar Worte gesprochen sind, ist der Handel abgeschlossen und hat rechtliche Wirkung.

Es ist schön, dass bei diesen Leuten noch das Prinzip „ein Mann, ein Wort“ gilt. In anderen Lebensbereichen ist selbst ein schriftlicher Vertrag sein Papier nicht wert. Bei Diamantenhändlern gilt das gesprochene Wort als bindend und unwiderruflich. Es ist bemerkenswert, dass „Masel und Brocha“ auf der ganzen Welt in Schlichtungsverfahren gilt.


Der Wochenabschnitt Matot beginnt mit einer Ermahnung zur Heiligkeit unserer Worte: „Und Mosche sprach zu den Stammesführern ... Wenn ein Mann schwört ..., soll er sein Wort nicht entweihen, sondern alles tun, was sein Mund gesprochen hat“ (Numeri 30:2).

Ein Wort ist ein Wort, und Versprechen sind Versprechen. Die Worte, die wir sagen, sind heilig und bindend. Wenn wir unsere Worte missachten, sind sie entweiht. Darum achten viele Leute darauf, die Worte „bli neder“ (ohne zu schwören) hinzuzufügen, wann immer sie etwas sagen, das man als Schwur auslegen könnte. Wenn sie ihr Wort nicht halten können, soll dieser Zusatz verhindern, dass sie einen Schwur brechen, was eine schwere Verfehlung wäre. Aber das ändert nichts daran, dass wir unsere Worte ehren und unsere Versprechen halten müssen, selbst wenn wir darauf hinweisen, dass sie kein Schwur sind.

Die Frage ist: Warum wurde dieses Gebot den Stammesführern verkündet? Es gilt ja für jeden von uns. Die Antwort lautet: Führende Persönlichkeiten machen die meisten Versprechungen und müssen daher besonders vorsichtig sein.

Politiker sind berüchtigt für Wahlversprechen, die sie nach der Wahl nicht einhalten. Ein Politiker versprach zum Beispiel, nach seiner Wahl die Steuern zu senken. Kaum war er im Amt, erhöhte er die Steuern. Als man ihm sein Wahlversprechen vorhielt, gab er sogar zu, gelogen zu haben. Die naiven Wähler hielten dies für ein echtes Geständnis und fanden, er sei der ehrlichste Politiker von allen. Wir sind wirklich leichtgläubig.

Viele Bücher wurden zum Thema Unternehmensmoral geschrieben. Dazu gibt es viele Gesetze und Nuancen, aber entscheidend ist die Frage: „Habt ihr Wort gehalten?“ Habt ihr eure Verpflichtungen erfüllt oder drückt ihr euch davor? Es spielt keine Rolle, wie andere Firmen sich verhalten. Es ist auch nicht von Belang, wenn Wettbewerber betrügen. Wir müssen unsere Versprechen halten.

Unser Wort sollte verbindlich sein, sowohl im Geschäftsleben als auch bei unseren Zedaka-Versprechen für die Synagoge oder andere Einrichtungen. Selbst wenn wir uns über die unmittelbaren Kosten Sorgen machen, dürfen wir sicher sein, dass der gute Ruf, den wir mit der Zeit erwerben, wenn wir ehrlich sind und unser Wort halten, alle kurzfristigen Verluste mehr als aufwiegt.

Überlassen wir Ausflüchte den Politikern. Das Wort eines Juden ist heilig.