Nachdem das jüdische Volk den Krieg gegen die Midianiten erfolgreich abgeschlossen hatte, lehrte sie Elasar, der Kohen Gadol (Hohepriester), wie die von ihren Feinden "geerbten" Bedarfsgegenstände für Lebensmittel zu koschern sind.1 Erstens, die Pfannen und das Geschirr, die mit heißem nicht-koscheren Essen in Kontakt kamen, mussten mit Feuer gereinigt werden. Dann lehrt uns der Vers: "Sie sollen rein gemacht werden; in der Tat sollen sie im Nidda-Wasser gereinigt werden." Daraus entnimmt der Talmud2, dass die Gefäße das übrige Geschirr durch das Eintauchen in das Wasser, das auch eine Nidda zu ihrer Reinigung benötigt, gereinigt werden, nämlich in eine Mikwe. Der Vers besagt, dass nicht mit heißem unkoscheren Essen in Berührung gekommene Gefäße lediglich "durchs Wasser zu führen" sind. Raschi3 versteht von diesem Ausdruck, dass alle Gefäße – auch die nicht für heißes Essen benutzten – in eine Mikwe eingetaucht werden müssen.
Bei heißem Essen ist das Risiko, dass selbst an sauber aussehenden Gefäßen Spuren unkoscheren Essens klebenbleiben könnten, ziemlich hoch. Daher sollten sie vor der Benutzung mit koscherem Essen erst im Feuer oder mit kochend heißem Wasser gereinigt werden, je nachdem, auf welche Weise das Utensil benutzt wurde, um Überbleibsel verbotenen Essens zu beseitigen. Das Eintauchen der Lebensmittelgebrauchsgegenstände in eine Mikwe dient jedoch einem anderen Zweck. Der Grund für dieses Eintauchen besteht darin, dieses Gefäß in den heiligen Bereich des jüdischen Volkes zu bringen.4 Solange diese Lebensmittelbedarfsgegenstände sich im Besitz eines Nichtjuden befinden, kommt zu der Tatsache, dass sie wahrscheinlich für unkoscheres Essen benutzt wurden, noch eine spirituelle Unreinheit hinzu. Dieser potentiell unkoschere Status entsteht, weil das Gefäß sicher für unkoscheres Essen benutzt worden ist. Wenn die Gefäße jetzt von einem Juden gekauft werden, der sie nur noch für koscheres Essen benutzen wird, brauchen sie eine spirituelle Reinigung, um sie von jener Unreinheit zu befreien, die bei ihrem potentiellen Gebrauch für unkoscheres Essen entstanden ist.5
Aus diesem Grund tritt das Gesetz, Gefäße einzutauchen, selbst dann in Kraft, wenn neue, noch nie benutzte Lebensmittelbedarfsgegenstände von einem Nichtjuden gekauft werden. Falls sie bereits gebraucht wurden, müssen sie zuerst gekoschert und erst danach in eine Mikwe eingetaucht werden.6
Welche Utensilien?
- Die Verpflichtung ein Utensil, das von einem Nichtjuden gekauft wurde, in eine Mikwe einzutauchen gilt für alle Lebensmittelgebrauchsgegenstände aus Metall und Glas.7
- Holz- und Steinutensilien brauchen nicht eingetaucht zu werden.
- Porzellan- oder Keramikgeschirr, das mit einer Glasur versehen ist, sollte ohne Segensspruch eingetaucht werden (siehe unten).
- Es gibt verschiedene Meinungen, ob Bedarfsgegenstände aus Plastik eingetaucht werden müssen.8 Die Mehrheit scheint für das Nicht-Eintauchen zu sein. Wer sie trotzdem eintaucht, soll es ohne Segensspruch tun.
- Falls ein Utensil aus mehreren Materialien zusammengesetzt ist, von denen einige eingetaucht werden müssen, wie z.B. Metall oder Glas, und einige nicht, wie z.B. Holz, gelten folgende Regeln: 1) Falls das Utensil hauptsächlich aus Metall oder Glas besteht, selbst wenn es durch Holz zusammengehalten wird, soll es mit einem Segensspruch eingetaucht werden.9 2) Falls das Gefäß zum größten Teil aus Holz besteht, jedoch durch Metall oder Glas zusammengehalten wird, soll es ohne Segensspruch eingetaucht werden.10 3) Falls das Gefäß ganz aus Holz besteht, jedoch eine Dekoration aus Metall hat, braucht es nicht eingetaucht zu werden.11
Einweggeschirr
Falls ein Metallutensil nach einmaligem Gebrauch wegwerfbar ist, braucht es nicht eingetaucht zu werden. Doch bei geplanter Wiederverwendung, auch wenn es nicht beständig genug ist, um dauerhaft angewendet zu werden, sagen einige, dass es nicht eingetaucht zu werden braucht.12
Es gibt keine halachische Basis für die irrtümliche Meinung, dass nicht wegwerfbare Utensilien auch ohne Eintauchen einmal benutzt werden dürfen.13
Definition der Bedarfsgegenstände, die für Nahrungsmittel gebraucht werden
- Die Verpflichtung, Utensilien einzutauchen, bezieht sich lediglich auf die zur Vorbereitung, zum Servieren oder zum Essen der Nahrungsmittel dienenden,14 die auch Nahrungsmittel direkt berühren.
- Auch elektrische Geräte, die zur Vorbereitung der Nahrungsmittel dienen und das Essen direkt berühren, müssen eingetaucht werden, wie z.B. ein Toaster, eine Fritteuse, ein George Foreman-Grill, ein elektrischer Wasserkocher.
Die Erfahrung zeigt, dass auch elektrische Geräte sicher eingetaucht werden können, wenn diese Geräte nach dem Eintauchen und vor dem ersten Stromanschluss drei Tage lang getrocknet werden. Es ist darauf zu achten, dass auch hier das Gerät von allen Seiten vom Wasser bedeckt wird einschließlich des Kabels, falls es unzertrennlicher Teil des Gerätes ist. Es ist erlaubt, das Gerät beim Eintauchen in der Hand zu halten, damit es nicht auf den Grund fällt, vorausgesetzt, wir haben unsere Hand vorher bereits in die Mikwe getaucht. Um den Trocknungsprozess zu beschleunigen kann ein Haartrockner auf den Motor des Gerätes gerichtet werden. - Ein Utensil, das zwar zur Nahrungsvorbereitung doch nicht für die letzten Schritte vor dem Servieren genutzt wird, wie z.B. eine Knetschale, eine Kaffeemühle, ein Tranchiermesser für rohes Fleisch, sollte ohne Segensspruch eingetaucht werden.15
- Ein Utensil, das mit dem Essen nicht direkt in Kontakt kommt, wie z.B. ein Korkenzieher, braucht nicht eingetaucht zu werden.16
Definition der Utensilien im Besitz eines Nichtjuden
- Wenn ein Utensil von einem nichtjüdischen Arbeiter in einer Fabrik, die einem Juden gehört, hergestellt wurde, braucht es nicht eingetaucht zu werden.17
- Wenn ein Utensil von einem jüdischen Arbeiter in einer Fabrik, die einem Nichtjuden gehört, hergestellt wurde, muss dieses Utensil eingetaucht werden.18
- Wenn die Firma, die das Utensil hergestellt hat, im Miteigentum von Juden und Nichtjuden steht, muss das Utensil zwar eingetaucht werden, doch ohne Segensspruch über diesem Eintauchen.19 Aus diesem Grund sollte ein Nahrungsmittelgebrauchsgegenstand, der von einer Aktiengesellschaft gekauft wurde, ohne Segensspruch eingetaucht werden. Vermutlich ist ein Teil der Aktionäre jüdisch, womit die oben erwähnte Regel hier in Kraft tritt.
- Wenn ein Utensil zwischen seiner Fabrikation und dem Augenblick, in dem es den Besitzer erreicht, einer Firma gehört hat, die vollständig im Besitz von Nichtjuden stand, sollte dieser Gebrauchsgegenstand mit Segensspruch eingetaucht werden.20
Was wird zu diesem Zweck als koschere Mikwe betrachtet?
- Die Pflicht des Eintauchens eines Gefäßes erfolgt nur in einer koscheren Mikwe. Eine Mikwe, die koscher ist, um eine Frau von ihrem Nidda-Status zu befreien, ist auch koscher für das Eintauchen der Lebensmittelgebrauchsgegenstände.
- Jedes natürliche, ruhende Gewässer kann als koschere Mikwe dienen (unter der Bedingung, dass es mindestens 360 Liter Regenwasser enthält), dazu gehören auch Seen und Meere.
- Gewöhnliche Flüsse und Bäche sollten nicht dazu verwendet werden, da fließendes Regenwasser nicht als koschere Mikwe dienen kann. Die einer Quelle entspringenden Flüsse sind zum Eintauchen von Utensilien und Menschen koscher, doch nur solange sie keinen beträchtlichen Anteil an Regenwasser enthalten. Aus diesem Grund, ist es besser, keine Flüsse zum Eintauchen zu benutzen, es sei denn, wir befinden uns in der Nähe jener Quelle, aus der dieser Fluss entspringt.21
- Schwimmbecken oder andere künstliche Gewässer, die nicht aus Regen- oder Grundwasser stammen, können nicht zum koscheren bzw. koschernden Eintauchen von Gefäßen benutzt werden.
- Ob eine Mikwe, die speziell für die Benutzung der Herren gebaut wurde, auch für das Eintauchen von Utensilien koscher ist, hängt davon ab, wie sie gebaut wurde.22
- In vielen Gemeinden gibt es eine spezielle Mikwe, die separat gebaut wurde und speziell fürs Eintauchen von Utensilien bestimmt ist, was den Zugang erleichtert.
- Ist keine andere Mikwe verfügbar, kann ein gläsernes Gefäß in eine Schneewehe eingetaucht werden.23 Doch nicht bei Utensilien aus Metall.
Vor dem Eintauchen
Es ist verboten, Utensilien zum Essen zu verwenden, die zuvor eingetaucht werden müssen.24 Wurde jedoch versehentlich in solchen Utensilien Essen zubereitet, ist das Essen nicht verboten.25 Es muss jedoch unverzüglich von jenen Utensilien entfernt werden, sobald der Fehler bemerkt wurde26 Der Gebrauchsgegenstand muss eingetaucht werden, egal wie oft er zuvor ohne Eintauchen verwendet wurde.
Wer ist befugt, ein Gefäß einzutauchen?
Es bedarf keiner besonderen Absicht, daher kann diese Mizwa selbst durch ein Kind ausgeführt werden. Wenn ein Jude den Segensspruch gesagt und mindestens ein Gefäß eingetaucht hat, kann er es sogar einem Nichtjuden überlassen, die restlichen Gefäße für ihn einzutauchen. In diesem Fall sollte jedoch ein erwachsener Jude das Eintauchen überwachen und sicherstellen, dass es korrekt ausgeführt wird.27
Das Vorbereiten der Gefäße fürs Eintauchen
Um das Eintauchen als koscher zu betrachten, dürfen sich keine dazwischenliegenden Substanzen auf dem einzutauchenden Gegenstand befinden. Aus diesem Grund müssen vor dem Eintauchen alle Etiketten, Klebstoffe, Rostspuren und Unreinheiten entfernt werden. Zum Entfernen von Klebstoffspuren kann Eukalyptusöl sehr hilfreich sein. Falls der Kleber auf dem Gegenstand bleiben soll, weil er z.B. Gebrauchs- oder Pflegeanleitungen beinhaltet, braucht er nicht entfernt zu werden.28
Der Segensspruch
Bevor wir den Gebrauchsgegenstand eintauchen, sollten wir folgenden Segensspruch sagen: Baruch Ata Ado-naj, Eloh-enu, Melech Ha'olam, ascher kideschanu beMizwotaw weziwanu al Tewilat Kli [oder Kelim, falls mehrere Gegenstände eingetaucht werden müssen].
Die deutsche Übersetzung lautet: Gesegnet seist Du, Ewiger, unser G-TT, der uns mit seinen Geboten geheiligt und uns dazu aufgefordert hat, ein Gefäß [die Gefäße] einzutauchen.
Diesen Segensspruch sollten wir nicht im Raum, in dem sich eine Mikwe für Menschen befindet, sagen, da dieser Ort den Status eines Badezimmers hat, in dem kein Segensspruch gesagt werden darf.29 Beim Eintauchen von Nahrungsmittelgebrauchsgegenständen in der Mikwe muss dieser Raum verlassen und der Segensspruch vor der Türe gesagt werden. Danach erfolgt der Eintritt ins Mikwe-Zimmer und die Utensilien werden eingetaucht. Die Schritte zwischen dem Segensspruch und dem Eintauchen gelten nicht als Unterbrechung, da sie für das Eintauchen notwendig sind.30
Zur Beachtung: Viele Gefäßarten müssen ohne Segensspruch eingetaucht werden. Werden Gefäße eingetaucht, von denen einige einen Segensspruch verlangen und andere nicht, muss der Segensspruch über dem Eintauchen derjenigen Lebensmittelgebrauchsgegenstände, die einen Segensspruch verlangen, gesagt werden. Diese werden dann als erste eingetaucht und danach die restlichen Utensilien. Es ist am besten, solche Utensilien bei derselben Gelegenheit einzutauchen, damit der Segensspruch sich auch auf jene Gefäße beziehen kann, die keinen Segensspruch verlangen.31
Wie gehen wir beim Eintauchen der Gefäße vor?
- Die Segenssprüche sollen gesagt werden, bevor wir mit dem Eintauchen beginnen.
- Die Utensilien sollen vollständig in die Mikwe eingetaucht und vom Wasser bedeckt werden.
- Die Griffe der Utensilien, selbst wenn sie aus Plastik sind, müssen beim Eintauchen ebenfalls vom Wasser vollständig bedeckt sein.32
- Ist das Gefäß unter Wasser, soll die das Utensil haltende Hand an einen anderen Ort verschoben werden. Wir können es auch unter Wasser in die andere Hand nehmen. So wird sichergestellt, dass das Wasser jede Gefäßstelle berührt.33
- Einige Autoritäten sagen, dass es bereits ausreicht, den Gebrauchsgegenstand locker zu halten34 und die Hand, die das Gefäß hält, vorher einzutauchen.
- Es ist erlaubt, mehrere Utensilien in eine Schale zu legen und gemeinsam einzutauchen.35 Bestecke können in einen Netzbeutel gelegt und gemeinsam eingetaucht werden. Bei sehr vielen Besteckteile sollte der Netzbeutel unter Wasser durchgeschüttelt werden, damit das Wasser die Oberflächen sämtlicher Artikel berühren kann.
- Beim Eintauchen mehrerer Lebensmittelgebrauchsgegenstände soll zwischen dem Segensspruch und dem Eintauchen der Gegenstände nicht gesprochen werden, es sei denn, es sei für die Ausführung des Eintauchens erforderlich. Doch falls geredet wurde, ist der Segensspruch nicht zu wiederholen.36
- Jeder Artikel braucht nur einmal eingetaucht zu werden.37
Utensilien, die nicht eingetaucht werden können
- Ist ein Artikel zum Eintauchen zu groß oder würde er durch das Eintauchen beschädigt, soll dieser Artikel auseinandergenommen oder gebrauchsunfähig gemacht werden. Danach ist er wieder zusammenzusetzen und zu reparieren. Dadurch ist dieser Artikel scheinbar von einem Juden gefertigt worden.38 Ist das nicht möglich, soll er diesen Artikel einem Nichtjuden zum Geschenk geben und ihn dann auf unbeschränkte Zeit zurück borgen.39 Der Nichtjude soll den Artikel dabei auf halachische Art und Weise erwerben, indem er ihn aufhebt oder bewegt.40
- Dasselbe kann auch für einen gewöhnlichen Lebensmittelgebrauchsgegenstand getan werden, falls wir uns an einem Ort befinden, an dem es keine Mikwe gibt.41
- Falls wir uns von Anfang an auf diese alternative Lösung verlassen haben und es auch keine Mikwe am Ort gibt, sollten wir dieses Gefäß, sobald wir eine Mikwe vorfinden, trotzdem eintauchen.42
Kann man Utensilien auch am Schabbat oder am Jom Tow eintauchen?
Nahrungsmittelgebrauchsgegenstände dürfen am Schabbat und an den hohen Feiertagen nicht eingetaucht werden.43
Wenn bereits Schabbat oder Jom Tow ist, und wir das Utensil dringend brauchen, ist es erlaubt, dieses am Schabbat oder am Jom Tow einem Nichtjuden zu geben, um es "zurück zu borgen". Nach Schabbat oder Jom Tow muss es aber eingetaucht werden,44 falls erforderlich, sogar mit Segensspruch.
Nach Pessach
Haben wir unsere Utensilien für die Pessach-Periode einem Nichtjuden verkauft, brauchen wir sie nicht wieder einzutauchen, wenn wir sie nach Pessach zurückkaufen. Obwohl der Verkauf an den Nichtjuden rechtskräftig war, gab es eigentlich keine reelle Möglichkeit, dass dieser die Utensilien in der Tat auch benutzen würde.45
Diskutieren Sie mit