Im Wochenabschnitt Matot lesen wir, dass die Stämme von Ruben und Gad (später auch der halbe Stamm Manasse) das Land östlich des Jordans für sich beanspruchten, weil es für ihr Vieh das beste Weideland war. Mosche war zunächst wütend und fürchtete, sie wollten ihren Brüdern nicht helfen, das Land Israel zu erobern. Aber Ruben und Gad waren bereit, an vorderster Front um das Land westlich des Flusses zu kämpfen.

„Wir werden Ställe für unser Vieh und Städte für unsere Kinder bauen. Dann werden wir uns schnell bewaffnen und vor den Kindern Israels herziehen ... Wir werden nicht nach Hause zurückkehren, bevor jedes der Kinder Israels sein Erbe in Besitz genommen hat“ (Numeri 32:16–18).

Mosche stimmte zu, änderte aber die Reihenfolge ihrer Pläne:

„Baut Städte für eure Kinder und danach Ställe für eure Schafe. Dann tut, was ihr versprochen habt“ (32:24).

Raschi kommentiert Vers 24 so: „Sie machten sich größere Sorgen um ihren Besitz als um ihre Söhne und Töchter, denn sie erwähnten das Vieh vor den Kindern. Mosche sagte zu ihnen: ‚Nein, kümmert euch zuerst um das Wichtigste und danach um das Zweitwichtigste. Baut zuerst Städte für eure Kinder und dann Ställe für das Vieh.‘“

Die Stämme wollten sich zuerst um ihr Vieh und dann um ihre Kinder kümmern. Soll das heißen, dass sie die Tiere mehr liebten?

Ich glaube eher, dass sie der Meinung waren, nur dann für ihre Kinder sorgen zu können, wenn sie genügend Schafe besaßen. Darum kamen wirtschaftliche Erwägungen für sie an erster Stelle. Mosche wandte dagegen ein: „Sorgt zuerst für eure Kinder und zum Schluss für die Tiere.“ Letztlich ist es G-tt, der für uns sorgt. Wir müssen schwer arbeiten, aber wir machen nur Gefäße, die G-tt dann füllt.

Die Lehre daraus ist klar: Wir kümmern uns oft nicht um unsere Kinder, weil der Beruf oder das Geschäft unsere Zeit zu sehr beansprucht. Mosche sagt dazu: „Das Wichtigste zuerst! Kümmert euch um eure Kinder, vor allem um ihre spirituellen Bedürfnisse; dann wird auch für die ‚Schafe‘ gesorgt. Eure Aufgabe besteht darin, Kinder in die Welt zu setzen und für sie zu sorgen. G-tt kümmert sich darum, dass eure Arbeit Früchte trägt“ (sofern wir uns wirklich anstrengen und das „Gefäß“ bereiten – es genügt nicht, „Daumen zu drehen“).

Als Mütter und Väter müssen wir uns zuerst (gemeint ist die Priorität) darum kümmern, was unsere Kinder in körperlicher und spiritueller Hinsicht brauchen; erst dann wenden wir uns den „Schafen“ zu, den wirtschaftlichen Aspekten.