Vorige Woche erwähnten wir die Schmitta, das „Schabbat-Jahr“, das im heutigen Wochenabschnitt besprochen wird. Während der Schmitta muss das Land brach liegen; es darf nicht bebaut werden.
Manche Menschen verneinen, dass die Tora dem menschlichen Intellekt und das menschliche Verständnis übersteigt. Sie sind stets darauf aus, die ganze Tora nach den Regeln der Vernunft zu erklären. Ihre Meinung geht dahin, dass die Schmitta allein auf der Grundlage landwirtschaftlicher Notwendigkeiten erklärt werden kann. Nachdem eine ununterbrochene Bebauung des Bodens diesen seiner wesentlichen Mineralien und seiner natürlichen Nahrung berauben muss, ist es ihre Ansicht, die Tora habe uns befohlen, das Land von Zeit zu Zeit ruhen zu lassen, damit sich diese Nährstoffe erneuern können. Und aufgrund dieser Theorie einer landwirtschaftlichen Notwendigkeit kommen sie zu dem Schlusse, dass die Beibehaltung der Schmitta heutzutage unnötig geworden ist. Moderne Mittel können allerdings die Nährstoffe des Bodens erneuern, zum Beispiel durch künstliche Düngemittel und dergleichen.
G-tt hat uns jedoch vor einer derartigen Interpretation gewarnt. Er verspricht in der Tora: „Und solltet ihr sage: ‚Was werden wir im siebten Jahre essen? Siehe, wir dürfen nicht säen und unsere Ernte nicht einsammeln.’ – dann befehle Ich Meinen Segen über euch im sechsten Jahre, und es wird einen Ertrag für drei Jahre hervorbringen.“ (Lev. 25:20-21). Der jüdische Landwirt im Heiligen Lande darf während des siebten Jahres nichts aus dem Boden erzeugen, sondern er muss sich auf den Ertrag verlassen, der vor dem Beginn des Schmitta-Jahres geerntet ist. G-tt hat deshalb das Feld des frommen Bauern gesegnet, so dass sein Ertrag „für drei Jahre“ ausreicht – nämlich einen Teil des sechsten Jahres selbst (nach der letzten Ernte), dass ganze siebte Jahr (Schmitta) und einen Teil des achten (bis das neue Getreide reift).
Wäre die Schmitta in der Tat einzig nach den Gesetzen der Natur und der Landwirtschaft zu verstehen, dann müsste der reichste Ertrag doch unmittelbar nach der Periode der Brache erscheinen, nämlich wenn das Land noch frisch und reich an erneuerten Mineralien ist (siehe Kli Jakar zu Lev. 25:2). Der Segen wird jedoch im sechsten Jahre gegeben, das heißt: ganz am Ende des Anpflanzungs-Zyklus, wenn der Boden – logischerweise – am schwächsten, an Nahrung völlig arm ist!
Der innere Sinn der Schmitta ist auch für uns in der Diaspora von Bedeutung, und das Versprechen „Ich werde meinen Segen befehlen“ geht auch uns an. Ein Jude mag denken: „Ich muss beten, die Tora lernen, Mildtätigkeit üben. Jeschiwot unterstützen usw. Wie kann ich da im Lebenskampf mit anderen konkurrieren, die nicht beten, nicht Tora lernen und kein Geld für wohltätige Zwecke geben?“ Darauf gibt Schmitta eine klare Antwort: Wenn man tut, was G-tt von einem verlangt, dann erwirbt man Seinen Segen für einen dreifachen Erfolg, selbst in einem „sechsten Jahre“ und unter ungünstigen oder gänzlich widerwärtigen Umständen.
Diskutieren Sie mit