Zu Beginn unserer Parascha wird Aharon aufgefordert, täglich in seiner Funktion als Kohen Gadol (Hohepriester) die Menora (Kandelaber im Heiligtum) zu entzünden und „die Flammen emporsteigen zu lassen“.

Im Talmud (Traktat Taanit) werden die drei Geschwister Mosche, Aharon und Mirjam als „gute Hirten des jüdischen Volkes“ bezeichnet. Genau wie ein Hirte sich darum kümmert, dass seiner Herde genügend Speise und Trank zukommen, kümmerten sich diese große Menschen um das geistige Wohl der jüdischen Gemeinde.

Dabei ging jeder dieser Drei auf ganz verschiedene Weise vor. Aharon zeichnete sich durch eine ganz besondere Liebe zu jedem einzelnen jüdischen Menschen aus. Die Menschen spürten dies und fühlten sich zu ihm hingezogen. Dadurch konnte er bei Streitigkeiten vermitteln und die Leute dazu motivieren, ihre innere Spiritualität zu entfalten.

Deshalb viel ihm die Aufgabe zu, die Menora im Heiligtum zu zünden: Die Menora symbolisiert das ganze jüdische Volk. Genau wie die Menora sieben getrennte Arme hatte, welche sich aber durch den mittleren Arm und die Basis verbanden, so gibt es in unserem Volk auch ganz verschiedene Richtungen, Eigenschaften und Qualitäten. Dennoch sind alle Juden miteinander verbunden, auch wenn sie zum Teil ganz verschiedentliche Aufgaben haben und wahrnehmen. So gesehen, war es die Aufgabe Aharons jeden Menschen „anzuzünden“, d.h. bei ihm das Feuer des Glaubens und des Engagements zu entzünden.

Unsere Weisen lehren, dass mit den Worten „die Flamme emporsteigen zu lassen“ gemeint wird, dass Aharon so lange seine brennende Kerze an den zu entzündenden Docht heranhalten soll, bis die Flamme von selbst emporsteigt und der Docht von alleine brennt.

Genauso sollte sich Aharon nicht damit begnügen, beim Menschen ein Feuer zu entfachen, welches nur solange brennen würde, wie dieser Mensch mit Aharon in Verbindung war. Vielmehr sollte Aharon den Menschen dazu bringen, ohne äußerliche Unterstützung seinen Weg zu finden und zu behalten, das Feuer brennen zu lassen.