Die Parascha dieser Woche erzählt von einer Gruppe von Männern, die das Pessachopfer nicht rechtzeitig darbringen konnten und Mosche eine schwierige Frage stellten: „Warum schließt man uns aus?“ Die Männer hatten eine gute Tat vollbracht. Manche sagen, sie hätten die sterblichen Überreste Josefs von Ägypten an ihre letzte Ruhestätte nach Schechem im Heiligen Land gebracht und seien rituell unrein gewesen, weil sie den Toten berührt hätten. Deshalb hätten sie nicht opfern dürfen.

Mosche fragte G-tt und erfuhr, dass die Männer Recht hatten. Von da an bekamen jene, die zur Zeit des Pessachopfers am 14. Nissan rituell unrein oder weit weg waren, eine zweite Chance, und zwar am 14. Ijar.

Aus diesem Gesetz, Pessach Scheini („zweites Pessach“) genannt, können wir viel lernen, zum Beispiel: Es ist nie zu spät. Wir alle bekommen im Leben eine zweite Chance. Oder: Manchmal wartet G-tt, ob wir etwas so stark wünschen, dass wir es fordern. Erst dann gibt er es uns. Einen wichtigen Kommentar dazu gab der ehemalige Leiter des Kollel in Johannesburg, der verstorbene Rabbi Mordechai Schakowitzky, möge er in Frieden ruhen.

Er sagte, diese Männer zur Zeit Mosches hätten etwas sehr Inspirierendes getan. Sie hätten gar nicht zu Mosche gehen und ihre Bitte äußern müssen; denn sie hatten ja ein perfektes „Alibi“. Sie hätten einfach sagen können: „Tut uns Leid, wir waren mit einer anderen Mizwa beschäftigt.“ Sie waren spirituell außerstande zu opfern und brauchten kein schlechtes Gewissen zu haben. Niemand konnte ihnen Vorwürfe machen. Trotzdem war ihnen unbehaglich zumute. Sie fühlten sich ausgeschlossen und wollten unbedingt mit ihren Brüdern eine andere Mizwa befolgen: das Pessachopfer. Menschen, die keinen Grund haben, sich verpflichtet zu fühlen, und ihre Pflicht dennoch erfüllen wollen, verdienen es, lobend erwähnt zu werden. Darum hebt die Tora sie mit Recht wegen ihrer Ernsthaftigkeit und Hingabe hervor.

Wir alle finden leicht Ausreden: Es ist zu kalt, zu heiß, zu teuer, zu schwierig usw. Viele von uns gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Eltern, die eine Bar Mizwa für ihren Sohn vorbereiten, suchen manchmal nach einem bequemen Ausweg. „Können wir sie beim Mincha abhalten, Rabbi? Das würde unseren Sohn nicht so belasten. Er strengt sich beim Schulsport sehr an und hat nicht so viel Zeit zu lernen.“ Brautpaare wissen nicht immer zu schätzen, was das Judentum unserer intimsten Beziehung zu bieten hat. „Müssen wir am Kurs teilnehmen, Rabbi? Ist die Mikwa vorgeschrieben?“

„Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ist, dass ein Misserfolg Ausreden sucht und ein Erfolg einen Plan schmiedet.“ Suchen wir also nicht nach Ausreden und bequemen Auswegen! Lernen wir von den Männern in der Wüste, die eine gute Ausrede gehabt hätten, sich aber freiwillig für eine neue Mizwa entschieden, um sich an der guten Tat ihrer Gemeinde beteiligen zu können.