Der dieswöchige Abschnitt der Toralesung beginnt mit der Aufforderung an Aaron, die Menora – den Leuchter – im Heiligtum zu entzünden.
Die Menora symbolisiert das Volk Israel, denn es ist Aufgabe jedes Juden, g-ttliches Licht in der Welt zu verbreiten, wie es heisst: „Die Seele des Menschen ist die Lampe G-ttes“. Mit dem „Licht der Tora und der Kerze der Gebote“ hat das Volk die Kraft, die Umgebung zu erleuchten.
Die Menora teilt sich in sieben Arme, die sieben unterschiedlichen Arten des G-ttesdienstes entsprechen. Und dennoch – die Menora wurde insgesamt nicht aus einzelnen Teilen, sondern aus einem einzigen Stück Gold geformt. Das zeigt, dass unterschiedliche Eigenschaften einzelner Menschen ihrer grundsätzlichen Einheit keinen Abbruch tun. Verschiedenheit muss nicht zu Teilung führen, und wahre Einheit entwickelt sich aus einer Synthese verschiedener Einflüsse, bei denen jeder seine Persönlichkeit und eigenen Talente zum Ausdruck bringen kann.
Wörtlich übersetzt lautet die Aufforderung G-ttes zum Anzünden der Menora: „Wenn du die Lampen emporhebst.“ Raschi erklärt in seinem Kommentar, dass dies eine Anweisung an den Priester ist, die Flamme so lange an den Docht zu halten, „bis die Flamme von selbst aufsteigt“ und ohne fremde Hilfe brennt.
Allegorisch interpretiert steht die Aussage Raschis für mehrere grundlegende Konzepte:
„Die Flamme“ – jeder Mensch ist potenziell „eine Lampe“. Doch das ist nicht genug; er muss diese latente Fähigkeit zur Anwendung bringen und zu einer „Flamme“ werden, um Licht zu verbreiten.
„Von selbst“ – ein Mensch hat den Einfluss seiner Lehrer so zu verinnerlichen, dass deren Licht zu seinem eigenen wird. Das Wissen, das er erwirbt, sollte ihm die Möglichkeit geben, unabhängig zu „leuchten“.
„Aufsteigt“ – der Mensch darf sich nicht mit seiner derzeitigen geistigen Ebene zufrieden geben, egal wie hoch er steht.
Darüber hinaus soll der Mensch „von selbst“ aufsteigen, das heisst den Wunsch nach Entwicklung und geistigem Wachsen zu einem solch integralen Teil seiner Natur machen, dass er selbst ohne das Ermutigen anderer stets nach positiver Fortentwicklung strebt.
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