Am Ende unseres Wochenabschnittes erfahren wir, anhand welcher Zeichen wir zwischen koscheren und unkoscheren Tieren unterscheiden können. Zwei Zeichen muss ein Landtier aufweisen, um als koscher zu gelten: 1) Paarhufer mit gespaltenen Hufen und 2) Wiederkäuer.1

Jede Sache in der Thora bringt uns bei, wie wir G-tt besser dienen können. Deshalb sind die Koscherzeichen nicht nur bei Landtieren anzuwenden, sondern dienen uns auch als Wegweiser bei dem Dienst an G-tt. Ein Mensch muss also die Merkmale „Paarhufer“ und „Wiederkäuer“ aufweisen, um auf G-ttes Wegen wandeln zu können.

Der Schein trügt

In unserem Leben müssen wir oft zwischen richtig und falsch entscheiden. Doch zuallererst müssen wir einmal zwischen richtig und falsch unterscheiden können. Was ist richtig in G-ttes Augen und was falsch?

Bei Dingen, die die Thora ausführlich verbietet, ist es relativ leicht, diese Linie zwischen richtig und falsch zu ziehen. Doch da gibt es Dinge, die zwar richtig aussehen, aber täuschen können, oder auf dem ersten Blick falsch sind, sich aber bei näherer Analyse als richtig ergeben. Um auch diesen feinen Unterscheid ziehen zu können, braucht man diese zwei Eigenschaften: Paarhufer und Wiederkäuer.

Wir tragen eine Seele in uns, die auf weltliche Belange fixiert ist. Deshalb wird sie in den Schriften als „tiergleiche Seele“ bezeichnet, wie eben auch ein Tier nur das Irdische interessiert. Eben dieses „Tier“ in uns muss diese zwei Koscherzeichen aufweisen, denn gerade wenn es um weltliche Belange geht, kann sich die Unterscheidung zwischen richtig und falsch als besonders schwer erweisen.

Sobald unsere tiergleiche Seele ein koscheres Tier ist, nützt sie all ihre irdischen Belange, um G-tt zu dienen. Essen, Schlafen, Arbeiten usw. dienen einem höheren Sinn, nämlich dadurch G-tt besser dienen zu können.

Doch sie kann auch in den Zustand eines unkoscheren Tieres abgleiten, wenn ihre irdischen Belange mit G-tt nichts zu tun haben und sogar für den Dienst an G-tt störend sind. Und oft erkennen wir gar nicht, dass es sich um ein unkoscheres Tier handelt, da die tiergleiche Seele sehr hinterlistig ist. Um dies zu vermeiden, brauchen wir die zwei Koscherzeichen.

Ein Hauch von Heiligkeit

„Paarhufer“: Bei jedem Menschen gibt es eine natürliche Trennung zwischen seinen seelischen Kräften und seinen Physischen, so wie die Hufe den lebendigen Teil des Tieres von der Erde abhebt. Wenn man zum Beispiel isst, investiert man darin nicht Verstand und Gefühle, wie beim Thorastudium und Gebet. Diese „Hufe“ ist sehr wichtig, denn die seelischen Kräfte im Menschen dürfen nicht im Dienst seiner weltlichen Angelegenheiten stehen, sondern gehören nur seiner spirituellen Seite.

Die Thora lehrt uns aber auch, dass diese Hufe gespalten sein muss (Paarhufer). Obwohl Spiritualität und Weltlichkeit von Natur aus getrennt sind, muss es dennoch eine kleine Öffnung zwischen der Spiritualität und Weltlichkeit geben; und wozu? – damit die Spiritualität unserem weltlichen Leben einen Hauch von Heiligkeit verleihen kann.

Sollte unser weltliches Leben gänzlich von der Spiritualität abgetrennt sein und der Mensch in seinen weltlichen Belangen kein Instrument für etwas Höheres – den Dienst an G-tt – sehen, ist das kein Koscherzeichen mehr.

Falsche Motive

„Wiederkäuer“: Wir sind von Weltlichkeit umgeben und kommen so damit ständig in Berührung. Die Gefahr ist groß, dass wir viele weltliche Dinge aus falschen Motiven tun, wie Habgier, Neid, Stolz, oder einfach unserer tierischen Begierden wegen und nicht für G-tt. Um dies zu vermeiden, bedarf es des zweiten Koscherzeichens: „Wiederkäuer“. Es reicht nicht aus, unser weltliches Handeln einer einmaligen, oberflächigen Kontrolle zu unterziehen, sondern wir müssen unsere beabsichtigten Taten „wiederkauen“ – genau analysieren, ob sie wirklich notwendig sind und wie die richtige Vorgehensweise mit ihnen zu sein hat.

(Likutej Sichot, Band 1, Seite 222)