X. In dieser Sidra geht es um folgende Themen: zunächst um den achten Tag der Einweihung, dann um den Tod der beiden Söhne Aarons und schließlich darum, welche Tiere rein (zum Verzehr geeignet) sind, bis hin zum Verbot, Insekten und Kriechtiere zu essen.

Der achte Tag der Einweihung hat einen Vorteil gegenüber den vorangegangenen Tagen, denn an diesem Tag wurde das Heiligtum auf- und nicht wieder abgebaut.1

Alles, was auf Befehl der Tora getan wird, hat Bestand.2

(Es gibt zum Beispiel eine Regel, dass ein Knoten, den man wieder lösen will, kein „dauerhafter Knoten“ ist.3 Wenn dieser Knoten jedoch gemacht wurde, weil die Tora es vorschreibt, muss man ihn als dauerhaften Knoten betrachten. Die Tatsache, dass er auf Befehl der Tora gemacht wird, verleiht ihm die Eigenschaft der Dauerhaftigkeit.4 In unserer physischen Realität wird er nur vorübergehend erlebt, aber in seinem Wesen ist er ewig.

Und selbst wenn die Absicht, den Knoten zu lösen, ebenfalls auf einem Gebot der Tora beruht, d. h., wenn die Tora uns anweist, ihn zu lösen, so ist er doch etwas Dauerhaftes, solange der Knoten besteht. Auch das Lösen des Knotens zu gegebener Zeit ist etwas Dauerhaftes, wenn auch auf einer anderen Zeitebene. Dies ist analog zu einer Aussage im Tanja, dass „die Einheit (der Seele mit dem Licht des Ejn Sof) in den oberen Sphären ewig ist ... obwohl sie hier unten in den Grenzen der Zeit ist.“5

Dies erklärt, warum der Knoten der Tefillin als ein dauerhafter Knoten angesehen wird, selbst nach den Meinungen,6 die besagen, dass man ihn jeden Tag lösen und am nächsten Tag wieder neu knüpfen muss.7 )

Daraus folgt, dass auch die vorübergehende Errichtung des Heiligtums in den sieben Tagen der Einweihung etwas Dauerhaftes ist. Dennoch ist es nicht dasselbe wie die Errichtung am achten Tag, als „er es aufrichtete und nicht wieder abbaute“ im wörtlichen Sinne dieser Worte. Außerdem kam am achten Tag „ein Feuer vom Himmel herab“8, ein höchst erhabenes Ereignis, das in den vorangegangenen Tagen nicht stattfand.9

Auf jeden Fall waren die acht Tage der Einweihung etwas ganz Besonderes.

Die Sidra spricht dann über den Tod von Aarons Söhnen und lehrt, wie man so etwas in Zukunft verhindern kann.10

Der Tod der Söhne Aarons11 steht bekanntlich für das Konzept von Razo ohne Schow.12 Das zeigt, dass das jüdische Volk zu dieser Zeit auf einer so hohen Stufe stand, dass Vorkehrungen getroffen werden mussten, um ein tatsächliches Entfliehen der Seele auszuschließen.

Dennoch belehrt uns dieselbe Sidra weiterhin über Insekten und Kriechtiere,13 vor denen der Mensch eine instinktive Abscheu hat, d. h., sie sind selbst aus menschlicher Sicht abstoßend. Das wirft unwillkürlich eine Frage auf: Wie kann ein solches Thema mit den erhabenen Themen, die ihm vorausgehen, in Verbindung gebracht werden?

Es scheint, dass uns dies Folgendes lehren soll. Obwohl die Tora hier von sehr erhabenen Ebenen spricht, schließt sie ausdrücklich mit dem Prinzip von Kabbalat Ol (Annahme des Himmlischen Jochs): „‚Denn Ich bin der Ewige, der euch aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat ...‘, damit ihr Meine Gebote annehmt.“14

Schließlich haben wir es immer noch mit einem physischen Körper zu tun.15 Auf der anderen Seite, positiv gesehen, ist der Körper selbst in einer Quelle verwurzelt, die den Intellekt, das Begreifen und die Kontemplation übersteigt.16 Er ist also im tiefsten Inneren mit Ideen jenseits des Begreifens verbunden.

Das praktische Ergebnis ist, dass wir in allen Angelegenheiten von Kabbalat Ol abhängig sind, selbst wenn man sich auf einer sehr hohen Stufe befindet. Wo es kein Kabbalat Ol gibt, ist es denkbar, dass man sich irgendwann so weit herabsinkt, dass man abscheuliche Dinge isst, G-tt bewahre.17

(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am Schabbat Paraschat Schemini 5710)