Unseren Gelehrten zufolge gibt es einen starken Zusammenhang zwischen dem Mischkan (Heiligtum in der Wüste) und der Seele des Menschen, bis jedes Detail im Mischkan auch in der Seele wiederzufinden ist.1 Ein besseres Verständnis in dem Mischkan hilft uns deshalb dabei, unsere Seele besser zu verstehen und unseren Alltag richtiger zu leben.
Unser Wochenabschnitt behandelt die Geräte des Mischkans ausführlich. Zu ihnen gehörten die zwei Altäre: der Altar aus Bronze, der im Hof des Mischkans stand und auf dem Tier- und Getreideopfer dargebracht wurden; der Altar aus Gold, der im Inneren des Mischkans stand und auf dem ausschließlich die Ketoret (Gemisch aus Pflanzen) dargebracht wurde. Außerdem musste derjenige, der die Ketoret darbrachte, ganz allein in diesem Raum sein.
Der Altar aus Bronze galt als der „äußere Altar“ und der Altar aus Gold galt als der „innere Altar“.
Der Altar ist das Herz
Der Altar ganz allgemein symbolisiert das Herz, in dem die Flamme der Liebe zu G-tt brennt. Es gibt zwei Stufen der Liebe zu G-tt, welche in den zwei Altären angedeutet werden: Der äußere Altar steht für eine schwache Liebe und der innere Altar steht für eine starke Liebe.2
So gibt es im Leben des Juden zwei große Bereiche: Die Weltlichkeit und die Thora. Er muss jede der beiden Bereiche mit einer anderen Liebe angehen.
Der Jude muss essen und trinken. Er muss schlafen, arbeiten und Sport betreiben, um gesund zu bleiben. Doch er sollte sich nicht mit der Weltlichkeit beschäftigen, um seine animalischen Begierden zu sättigen, sondern die weltlichen Angelegenheiten als Mittel zum Zweck sehen, um die Mitzwot erfüllen zu können. Denn er braucht sie, um auf dieser Welt zu leben, in welcher die Mitzwot zu erfüllen sind. Dadurch wird auch die Weltlichkeit des Juden ein Teil des G-ttesdienstes.
Liebe zur Weltlichkeit ist gefährlich
Nun könnte er irrtümlich glauben, dass er seine weltlichen Angelegenheiten, die ja bei ihm Teil des G-ttesdienstes sind, mit großer Liebe und Begeisterung angehen kann und soll. Deshalb sagt die Thora: Die Tieropfer (welche die weltlichen Angelegenheiten symbolisieren) werden nur auf dem äußeren Altar dargebracht. In seinem weltlichen Bereich soll der Jude nur eine minimale Liebe und etwas Begeisterung stecken. Denn diese Angelegenheiten sind nicht die Hauptsache, sondern lediglich Mittel zum Zweck. Außerdem könnte eine zu große Liebe zu ihnen ihn von den Mitzwot ablenken und zu Fall bringen.
Nicht für die Öffentlichkeit
Die eigentliche Liebe und Begeisterung hat der Jude für die Thora aufzubewahren. In das Thorastudium, Gebet und die Mitzwot soll er sie investieren. Deshalb sagt und warnt sogar die Thora in Bezug auf den inneren Altar: Bringet auf ihm keine Tieropfer dar!3 Die innere Liebe darf nicht für weltliche Angelegenheiten missbraucht werden! Denn sie steht nur der Thora zur Verfügung, so wie auf dem inneren Altar nur die Ketoret dargebracht wurde, welche als allerheiligst galt!
Die Thora spricht eine weitere Verwarnung aus: Und niemand darf im Inneren des Heiligtums sein!4 Als der Kohen (Priester) die Ketoret darbrachte, durfte kein anderer mit ihm dort sein. Er war ganz alleine mit G-tt. Daraus lernen wir: Wenn man sich der Thora und Mitzwot widmet („Ketoret“), muss man dies nur für G-tt tun, ohne aufzufallen und angeben zu wollen. Nur der Mensch und G-tt müssen davon wissen.
„Nur für G-tt“ bedeutet auch, dass man die Thora nicht für etwas anderes (wie Belohnung in dieser oder in der künftigen Welt) außer für G-tt vollbringt.
Und sobald man die Thora mit reinem Herzen erfüllt, wird G-tt im Menschen weilen, wie Er im Heiligtum weilte.
(Likutej Sichot, Band 1, Seite 172; Band 6, Seite 186)
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