Sari hatte einige Freundinnen zu sich eingeladen und sie spielten Seilspringen in der Einfahrt des Hauses. Sari's Mutter konnte vom Küchenfenster aus die fröhlichen und ausgelassenen Stimmen der Mädchen hören, der Lärm störte sie jedoch nicht im Geringsten. Im Gegenteil, sie war froh darüber, dass die Mädchen so ausgelassen miteinander spielten. Dennoch beunruhigte die Mutter etwas. "Warum höre ich Sari's Stimme, wenn sie mit Freundinnen spielt, dabei stets alle anderen Mädchen übertönen?" fragte sich die Mutter, "wenn sie jedoch etwas Wichtiges zu sagen hat, dann bringt sie es oft erst gar nicht zur Sprache."

Am selben Abend bat die Mutter Sari, sich zu ihr zu setzen. "Sari" begann die Mutter, "in der aktuellen Parascha erzählt uns die Tora von der Kleidung, die von den Priestern getragen wurde."

"Ja, ich weiß" unterbrach Sari die Mutter, "wir haben dieses Thema in der Schule behandelt. Unsere Lehrerin zeigte uns sogar Bilder von den einzelnen Kleidungsstücken der Priester. Ich fand dabei besonders die kleinen, goldenen Glöckchen sowie die Kügelchen in Form von Granatäpfeln, die am Saum des Me'il (Gewand) befestigt waren, sehr hübsch."

"Weißt du aber auch, dass jene Glöckchen am Gewand des Hohepriesters nicht nur zur Dekoration angebracht wurden?" fragte die Mutter.

"Wirklich?" erwiderte Sari, "welchem Zweck dienten sie denn noch?"

"Die Glöckchen klingelten, wenn der Kohen Gadol erschien, so dass die Menschen ihn hören konnten. In der Tora steht über die Glöckchen geschrieben, 'und ihr Klang soll gehört werden, wenn er das Heiligtum betritt' [Schmot 28:35] - wir lernen hiervon, dass wenn es um heilige Dinge geht, wir uns bemerkbar machen sollen. Wenn wir am Spielen sind, muss unsere Stimme nicht immer am lautesten sein. Wenn wir jedoch beten, eine Bracha machen oder das Tischgebet sprechen, dann sollen wir dies mit einer klaren und deutlich vernehmbaren Stimme tun."

Sprechen wir Worte klar und deutlich aus, bezeugen wir damit nämlich, dass wir überzeugt und begeistert von dem sind, was wir sagen. Und genau diese Einstellung sollen wir gerade in Bezug auf die Erfüllung von Mitzwot sowie das Lernen von Tora haben. Die Menschen um uns herum sollen die Freude in unserer Stimme hören und sehen, wie stolz wir darauf sind, Mitzwot zu erfüllen. Dies wird schließlich auch andere Menschen dazu ermutigen, sich mehr mit Tora und Mitzwot zu beschäftigen.

(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf Likutei Sichot, Band 16, S. 337ff.)