Mit acht Gewändern kleidete sich der Hohe Priester um seinen Dienst im Tempel vollbringen zu können. Die Thora gibt uns eine detaillierte Beschreibung für ihre Anfertigung, darunter auch des Efod (Oberkleides). Und so heißt es dort: Und mache das Efod ganz von purpurblauer Wolle ... eine Borte sei an der Öffnung ringsum, von Weberarbeit ... dass es nicht einreiße. Die Worte „nicht einreiße“ lehren uns, dass das Einreißen des Efod als Verbot gilt. Auch in zwei weiteren Versen in der Thoralesung über das Heiligtum will uns die Thora eine ähnliche Botschaft vermitteln: Dass der Brustschild nicht verrücke vom Efod, und betreffend die Stangen, mit denen man die Bundeslade trug: Sie sollen nicht (aus den Ringen) herauskommen.

Warum verboten?

Es ist verständlich, warum die Thora verbietet das Efod einzureißen, da ja dadurch das Priestergewand geschädigt wird. Auch das zweite Verbot über die Verrückung des Choschen (Brustschilds) hat einen verständlichen Grund. Der Choschen sollte auf der Brust des Hohen Priesters liegen, seinem Herzen gegenüber. Er war mit zwölf Steinen geschmückt, auf denen die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert waren. Und da er auf seinem Herzen lag, wurde er immer daran erinnert für das Wohl des jüdischen Volkes zu beten.

Das dritte Verbot aber scheint sehr merkwürdig. Aus welchem Grund verbietet die Thora die Stangen, mit denen die Bundeslade ja nur transportiert wurde, zu entfernen? Welche Entheiligung der Tempelarbeit verursacht denn ihre Entfernung?

Immer bereit

Die Bundeslade befand sich ja ständig im „Allerheiligsten“ (dem heiligsten Ort im Tempel). Die Stangen waren nur bei der Wüstenwanderung im Gebrauch, oder im Krieg, als die Bundeslade auf das Schlachtfeld getragen wurde, sodass sie die jüdischen Kämpfer ermutige und ihnen den Sieg bringe. Warum also war es verboten die Stangen aus den Ringen der Bundeslade zu entfernen, wenn sie doch generell im Allerheiligsten stand und die Stangen nur dem Transport dienten?

Thorakommentatoren schlagen folgende Erklärung vor: „Uns wurde verboten die Stangen zu entfernen, damit die Bundeslade in jedem Augenblick zum Aufbruch bereit sei“.1 Die Bundeslade also sollte ständig in Bereitschaft sein das Allerheiligste zu verlassen, und deshalb verbot uns die Thora ihr Beförderungsmittel zu entfernen.

Menschliche Bundeslade

Die Thora birgt hier eine gewaltige Lehre in sich, nämlich die Pflicht der ständigen Bereitschaft Gutes zu tun und anderen zu helfen, in weltlichen Angelegenheiten und umso mehr, wenn es sich um das innerste Wesen des Menschen handelt, seine Seele! Denn die Bundeslade, in der die zwei Tafeln mit den Zehn Geboten lagen, symbolisiert die Thoralehre und ihre Mitzwot.

Jeder von uns soll seine jüdischen Werte bewahren und auf den Wegen der Thora wandeln. Doch damit ist es nicht genug. Besonders, wenn es um jüdische Werte geht, darf man kein Egoist sein. Unentbehrlicher Teil des jüdischen Lebensstils ist es die Thoralehre und ihre Pfade unserem jüdischen Mitmenschen weiterzugeben, welcher sich „außerhalb“ der Synagoge und des Lehrhauses befindet. Denn auch wenn die Bundeslade im Allerheiligsten steht, so muss sie dennoch jederzeit zum Aufbruch, zum Verlassen des Allerheiligsten, bereit sein. Sobald man von einer misslichen Lage seines Mitmenschen erfährt, oder dass er „draußen“ steht und die Thora noch nicht kennengelernt hat, muss man ständige Bereitschaft zeigen auch jenem zu helfen und ihn der Thora näher bringen!

Dafür muss man kein Rabbiner sein. Die Thora richtet sich an jeden von uns, sein Wissen über das Judentum und jüdische Werte, die er erlangt hat, nicht für sich zu behalten, sondern „auszuziehen“ und sie anderen weiterzugeben. Die „Stangen“ an uns sollen gut befestigt sein, damit wir mit der „Bundeslade“, dem Licht der Thora, so schnell wie möglich2 zu unserem Nächsten gelangen können!

(Likutej Sichot, Band 16, Seite 328)