Unser Wochenabschnitt ist der einzige in der Thora, indem der Name „Mose“ nicht ein einziges Mal vorkommt (seit seiner Geburt im Wochenabschnitt Schmot)! Interessanterweise wird er in den meisten Jahren in der Woche um den siebten Adar rezitiert – Moses Todestag.
Laut den Thora-Kommentatoren1 ist der Grund dafür, dass Mose nicht ein einziges Mal erwähnt wird, die Bitte Moses selbst, die er wegen der Sünde des jüdischen Volkes mit dem goldenen Kalb an G-tt richtete: Solltest Du ihnen nicht vergeben, so lösche bitte meinen Namen aus dem Buch, das Du geschrieben hast.2 Obwohl G-tt schließlich dem jüdischen Volk vergab, erfüllten sich die Worte Moses trotzdem zumindest teilweise, denn die Worte eines Zadiks haben Kraft3 und sein Name wurde aus unserem gesamten Wochenabschnitt gelöscht (doch nicht aus der restlichen Thora).
Bei näherer Betrachtung fällt aber etwas sehr Interessantes auf: Zwar wird der Name Moses in dem gesamten Wochenabschnitt nicht erwähnt, doch wenn er von ihm spricht, richtet er sich direkt (in der Du-Form) an Mose. Dies ist sogar gleich zu Beginn des Wochenabschnitt ersichtlich, welcher mit den Worten beginnt: Und Du befiehl…4
Mehr als nur der Name
Der Name des Menschen steht weit unter dem eigentlichen Wesen des Menschen. Er ist nur ein Titel und dient vor allem der Außenwelt als Bezeichnung für den Menschen. Der Mensch für sich benötigt keinen Namen, um sich zu identifizieren. Bei einem neugeborenen Baby ist dies ganz offensichtlich: Es ist bereits ein eigenes Individuum mit einer eigenen Persönlichkeit, noch bevor es einen Namen trägt. Das heißt also, dass die Anrede in der Du-Form das Wesen des Menschen viel mehr anspricht, als die Anrede mit seinem Namen.
Daraus resultiert die einfache Frage, wie es denn sein kann, dass gerade in jenem Wochenabschnitt, in welchem die Worte Moses So lösche bitte meinen Namen aus Deinem Buch in Erfüllung gehen sollten, die Thora sich in der Du-Form an ihn richtet, welche ja Mose viel stärker betont?
Moses Größe
Tatsächlich ist das kein Widerspruch, sondern genau umgekehrt: Gerade die Bitte Moses So lösche bitte meinen Namen aus Deinem Buch ist ein Ausdruck für das wundersame Wesen Moses, welches sogar über seinen Namen steht und der Name Moses war besonders.
Denn Moses Leben war die Thora, bis sie sogar nach ihm benannt wird – „Torat Mosche“5 (die fünf Bücher Mose). Moses Name ist also mit der Thora gekoppelt, was diesen Namen äußerst heilig macht. Doch als das jüdische Volk in Gefahr war, obwohl es sich dabei nur um die Sünder Israels handelte, die sich von der Thora abgekoppelt hatten, war Mose bereit für sie auf die Thora zu verzichten!
Denn die Bindung Moses zum Volk Israel war stärker, als seine Bindung zur Thora (und wie gesagt war er an die Thora mit Leib und Seele gebunden). Raschi drückt dies wie folgt aus: „Mose ist Israel und Israel ist Mose.“6 Als deshalb das Volk Israel mit dem goldenen Kalb sündigte, fiel dadurch auch Mose, obwohl er zu jenem Zeitpunkt auf dem Berg Sinai war und die Sünder nicht zurechtweisen konnte; er wusste ja nicht einmal, dass sie sündigten. Und dennoch sagte G-tt zu ihm: Steig ab, denn dein Volk hat gesündigt7 – steig ab von deinem spirituellen Niveau. So stark waren Mose und das Volk Israel miteinander verbunden!
Aufopferung für andere
Gerade die Bitte Moses, seinen Namen aus der Thora für das jüdische Volk zu löschen, zeigt seine wahre, wesentliche Größe auf, welche sogar seinen Namen übertrifft. Deshalb ist es gerade unser Wochenabschnitt, in welchem Moses Name nicht vorkommt, der das wundersame Wesen Moses aufdeckt. Er war bereit, das Heiligste (seinen Bezug zur Thora) in seinem Leben aufzuopfern, um andere Juden zu retten, sogar so welche, die sich mit dem goldenen Kalb versündigten.
(Likutej Sichot, Band 21, Seite 173)
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