Jakow lag im Sterben. Er hatte an Josef eine letzte Bitte, nämlich, ihn in der Grabstätte seiner Väter zu begraben – Mearat HaMachpela.1 Doch Jakow fügte noch hinzu: Als ich von Padan kam, starb Rachel auf dem Weg und ich begrub sie dort auf dem Weg nach Efrat.2
Weshalb hielt es Jakow für notwendig, Josef über die Umstände des Todes seiner Mutter zu erzählen? Raschi erklärt dazu, Jakow hatte die Befürchtung, dass sein Wunsch, in der Mearat Hamachpela begraben zu werden, bei Josef auf Unwillen stoßen würde, da doch seine Mutter von Jakow nicht dort begraben wurde. Deshalb hielt es Jakow für richtig, mit Josef darüber zu reden und ihm sein Handeln zu erklären. Raschi führt Jakows Erklärung an Josef an: „Ich begrub dort Rachel auf g-ttliche Anordnung, damit sie ihren Kindern zur Hilfe sei. Denn es wird die Zeit kommen, in der Newursadan (Feldherr von Nebukadnezar) die Kinder Israels aus ihrem Land verschleppen wird und sie werden auf diesem Weg marschieren. Dann wird Rachel erwachen, über sie weinen und für sie beten, wie es heißt: Eine Stimme der Klage wird in Rama gehört. Darauf erwidert G-tt: Halte dein Weinen zurück, denn belohnt werden deine Taten und sie werden zurückkehren aus dem Land des Feindes.3
Perfekte Beziehung
Jakow und Rachel stehen für das perfekte Verhältnis zwischen Mann und Frau im jüdischen Volk. Jakow war der Erlesenste unter den Vorvätern und Rachel war seine eigentliche Ehefrau (obwohl er vier Ehefrauen hatte). Deshalb kann man von ihnen am besten über die Beziehung eines jüdischen Paares lernen.
Jakow bat darum, nach seinem Tod im Heiligen Land begraben zu werden, in der Grabstätte der Vorväter. Er suchte die eigene Perfektion in der Heiligkeit. Deshalb kam für ihn nur diese heilige Grabstätte in Frage. Rachel hingegen steht für aufopfernde Hingabe für die anderen. Sie verzichtet auf ihren Wunsch, an einem heiligen Ort begraben zu werden, um ihren Kindern zu helfen. Darauf verspricht ihr G-tt: Belohnt werden deine Taten.
Verschiedene Aufgaben
Der Unterschied zwischen Jakow und Rachel zeigt auch die unterschiedlichen, religiösen Aufgaben von Mann und Frau auf. Obwohl für beide die Anordnung „Ich wurde erschaffen um G-tt zu dienen“4 gilt, unterscheiden sich ihre Aufgaben:
Die Aufgabe des Mannes ist es, nach eigener, religiöser Perfektion zu streben. Deshalb gelten für ihn mehr Mitzwot, als für die Frau und er muss mehr in das Thorastudium und das Gebet investieren; An ihm liegt es auch, Geld zu verdienen, um seine Familie zu ernähren. Auch damit dient er G-tt, wie der Vers sagt: In all deinen Wegen erkenne G-tt.5
Die Frau hingegen verzichtet auf all diese Rechte für ihre Kinder. Sie ist von den meisten Mitzwot befreit, da sie eine weit wichtigere Aufgabe hat, die nächste Generation auf die Beine zu stellen. Sie verzichtet dabei auf eigene Lauterkeit durch die Mitzwot, doch sie tut dies mit wahrer Hingabe.
Das Wichtigste kommt von der Frau
Dadurch drückt sich die Besonderheit der Frau aus: Beim Mann, der eigene Perfektion sucht, kann sich ein Gefühl von Selbstsicherheit bis Hochmut entwickeln, welche sich wie ein Schale um seine Seele heften. Bei der Frau jedoch, die hingabevoll ist, scheint die jüdische Seele klar hervor.
Deshalb richtet sich das Jüdisch-Sein nach der Mutter und nicht nach dem Vater. Denn Jude zu sein hängt von der Seele ab und gerade bei der Frau leuchtet die jüdische Seele stark auf. Deshalb vererbt sie das jüdische Wesen.
Und der Lohn für diese aufopfernde Hingabe der Frau ist das Versprechen G-ttes: Und sie werden zurückkehren aus dem Land des Feindes – die vollkommene Erlösung!
(Likutej Sichot, Band 30, Seite 236)
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