In unserer Parascha Toldot wird erzählt, wie es Jakob gelang, die Brachot (Segenssprüche), die für seinen Bruder bestimmt waren, zu erhalten. Sein Vater Jizchak überschüttete ihn geradezu mit Brachot und wenn wir genau nachzählen, bemerken wir, dass es zehn Brachot sind, die ihm gegeben wurden.

Der Midrasch bemerkt dazu, dass diese zehn Brachot den zehn Maamarot (g-ttliche Aussagen) entsprechen, mit welchen die Welt geschaffen wurde. Auch die Luchot (Bundestafeln) die Mosche am Berg Sinai erhielt, enthalten bekanntlich zehn Gebote. Die Bemerkung des Midrasch macht uns darauf aufmerksam, dass dies nicht bloßer Zufall ist, sondern eine tiefe Bedeutung hat.

Raschi erklärt in Paraschat Bereschit, dass die Welt für die Tora beschaffen wurde. In anderen Worten: Obwohl die Welt wunderschön geschaffen wurde, ist es unsere Aufgabe, sie durch die Erfüllung der Tora-Gebote auf eine höhere geistige Stufe zu erheben und den Glauben an G-tt in diese Welt zu bringen.

Es ist nicht immer sofort ersichtlich, wie die Erfüllung dieses oder jenes Gebotes einen Einfluss auf die Heiligkeit in der Welt hat, denn unsere Welt ist eine Welt der Verhüllung. Die Wahrheit und Gerechtigkeit gewinnen in dieser Welt nicht immer die Oberhand. Erst wenn Moschiach (der Erlöser) kommen wird, wird der Einfluss der Mizwot (Gebote) in dieser Welt erkenntlich sein.

Damit alle Aspekte dieser Welt durch die Tora beeinflusst werden können, müssen die Welt und die Tora aufeinander abgestimmt sein. Somit können wir die Aussage des Midrasch, dass die Tora der Bauplan dieser Welt ist und das G-tt diesen Bauplan konsultierte, als er die Welt schuf, verstehen. Damit wird gemeint, dass die Welt schon von Anfang an mit der Absicht geschaffen wurde, durch die Tora verschönert zu werden und dass deshalb jedes Detail in dieser Welt auf die Tora abgestimmt ist.

Nun ist der Zusammenhang zwischen den zehn Geboten und den zehn Maamarot (g-ttliche Aussagen durch welche die Welt geschaffen wurden) leicht erkennbar. Die Aufgabe der zehn Gebote ist es, in eine Welt die durch zehn g-ttliche Aussagen geschaffen wurde, ein g-ttliches Element einzuführen.

Auch verstehen wir nun, weshalb Jakob gerade zehn Brachot (Segen) erhielt und warum einige dieser noch nicht in Erfüllung gegangen sind: Jakob der (obwohl die Tora noch nicht gegeben worden war) ein Leben führte, das mit den Idealen der Tora übereinstimmte, und somit die zehn Gebote und die zehn Maamarot miteinander verband, verdiente auch zehn Segen.

Doch genau wie die Wirkung der Gebote in der jetzigen Zeit nicht immer ersichtlich ist und wir noch auf die Erlösung durch Maschiach warten müssen um sie zu erkennen, werden auch die Segenssprüche Jakobs erst im Zeitalter von Moschiach in Erfüllung gehen.