Wenn Sie diese Worte lesen, können wir etwas über Sie sagen: Sie sind wahrscheinlich ein Jude.

Das hört sich selbstverständlich an, aber es ist äußerst kompliziert, heute Jude zu sein. Unser Volk ist nicht nur klein, sondern es ist auch dadurch gefährdet, dass es verschiedene “Arten” von Juden gibt.

Manche glauben, dass bestimmte Juden sich von ihrer eigenen Gruppe so sehr unterscheiden, dass sie nicht zu ihnen gehören. Oder sie fühlen sich von anderen ausgeschlossen.

Für andere ist das Judentum so etwas wie ein Hobby. Sie finden seine angenehmen Seiten — zum Beispiel Purim — interessant, aber sie ignorieren die “anstrengenden” Seiten unseres Glaubens.

Einige halten sich für “kulturelle Juden” und meiden jede religiöse oder rituelle Identifikation mit dem Judentum, als handle es sich dabei um eine andere Nation.

Aber jetzt nähern wir uns Rosch Haschana, dem Fest, an dem wir unser Leben ernsthaft unter die Lupe nehmen. Darum wollen wir auch das Judentum ernsthaft prüfen. Die schlichte Wahrheit ist: Ein Jude ist ein Jude, in unseren Augen und in den Augen anderer. Daran ändert sich auch nichts, wenn sein Glaube, sein Handeln, seine Erziehung oder seine Nähe zur Religion von der Norm oder vom Ideal abweichen. Boris in Russland, Mosche in China, Rosanna in Argentinien haben alle etwas mit Ihnen gemeinsam.

Es handelt sich nicht unbedingt um Ihre Vorstellungen von Moral oder um Ihre einzigartige Weise, “Tikkun Olam” (die Heilung der Welt) zu praktizieren. Vielleicht ist es nicht einmal die Art und Weise, wie Sie in der Synagoge beten.

Nein, es geht darum, dass wir ein gemeinsames Fundament haben, auf dem das alles ruht: die Tora und die Mizwot. Wenn wir das nicht begreifen und wenn das nicht für Boris, Mosche, Rosanna oder Edith in Ihrer Straße gilt, dann haben wir als jüdisches Volk etwas falsch gemacht.

Wir sind ein Volk. Das ist das Ideal. Wir haben Verantwortung. Das ist die Wirklichkeit. Und eine unserer Aufgaben, vielleicht die wichtigste, besteht darin, zu verstehen, was G–tt von uns will, und dann genau das zu tun, einerlei, ob wir es selbst tun oder ob wir anderen Juden helfen, es zu verstehen. Wenn Sie diese Worte lesen, betrachten Sie sich wahrscheinlich als Jude, Also darf kein anderer Jude für Sie ein Fremder sein.