Viele glauben, die Vorstellung von einem Moschiach als Erlöser sei erst in neuerer Zeit entstanden oder es handle sich sogar um eine christliche Idee. Nun, diese Woche lesen wir von der Prophezeiung Bilaams, des Midianiters, der die Juden eigentlich verwünschen wollte, sie dann aber segnete. Seine letzte Prophezeiung betrifft unsere endgültige Erlösung. Das ist schwer zu verstehen: Haben wir keine Juden, keine Rabbiner, keine eigenen Talente? Warum brauchen wir Bilaam als Begründer dieses fundamentalen Gedankens?
Der verstorbene Rabbi Chaim Gutnick erzählte mir von einem Ehepaar, das ihn um Rat gebeten hatte. Unter anderem empfahl er den beiden, einige spezifisch jüdische Bräuche zu befolgen, zum Beispiel Schabbatmahlzeiten. Die zwei waren enttäuscht über seinen „altmodischen“ Standpunkt und suchten professionelle Hilfe. Einige Wochen später kamen sie erneut zum Rabbiner, diesmal mit einer Flasche Wein und einem Blumenstrauß als Friedensangebot!
Und dies war ihre Erklärung: Ihr teurer, überaus moderner Therapeut hatte ihnen geraten, wieder etwas Romantik und Fürsorglichkeit in ihre Ehe zu bringen. „Schalten Sie einmal in der Woche den Fernseher und das Telefon aus, und setzen Sie sich zu einem Abendessen bei Kerzenschein an den Tisch.“ Als sie hörten, dass ein „Experte“ ihnen den gleichen Rat gab wie der Rabbiner, dachten sie noch einmal nach und waren schließlich bereit anzuerkennen, dass das Judentum doch seinen Wert hatte.
Leider brauchen viele Juden den Beifall der Welt, ehe sie ein moralisches Gebot oder einen Glauben akzeptieren. Wenn ein Rabbiner vom schlechten Einfluss des Fernsehens und des Internets spricht, halten sie ihn für altmodisch. Aber wenn ein Politiker einen Vortrag über „Werte“ hält und das Gleiche sagt, nehmen sie ihn ernst.
Wenn selbst ein Bilaam davon überzeugt werden kann, dass der Welt eine Veränderung bevorsteht und dass das Leben größere Möglichkeiten bietet als die alltägliche Tretmühle, ist es dann nicht an der Zeit, dass auch wir uns ändern und mithelfen, den Wandel zum Guten zu bewirken?
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