Bei unseren seltenen Spaziergängen macht es mir und meiner Frau großen Spaß, den Baustil und die Architektur der Häuser zu bestaunen. Aber bitte tun Sie mir einen Gefallen, und schließen Sie die Fensterläden. Ich interessiere mich nicht für Ihre Kücheneinrichtung und will nicht wissen, ob Sie mit Ihrem Mann streiten. Wenn Sie unbedingt Fenster aus Spiegelglas haben wollen, dann pflanzen Sie eine Hecke.
Wir leben in einer Zeit der Enthüllungen. Klatschzeitschriften konkurrieren mit reißerischen Schlagzeilen. Unterwäsche ist Straßenkleidung, und es gibt keine Privatsphäre mehr. „Zeige, was du hast!“ lautet die Devise der Popkultur. Kann ich da erwarten, dass die Menschen feinfühlig genug sind, ihr Familienleben für sich zu behalten?
Moralische Überlegenheit
Diese Woche lesen wir vom bösen Propheten Bilaam, der die Juden verfluchte.
Im Gegensatz zu den Reimen Ihrer Jugend können Worte eine Waffe sein, die andere schlimmer verletzt als Stöcke und Steine. Wenn gute Worte positive Wirkungen haben, dann müssen böse Worte oder Flüche negative Folgen haben. Bilaam hatte darin Erfahrung, G-ttes Zorn zu erregen, indem er die Schwachstellen im spirituellen Panzer seiner Opfer entdeckte und ausnutzte.
Bilaam stieg auf einen Berg und blickte hinab auf das Lager der nichtsahnenden Juden. Er war also bestens für seinen Auftrag geeignet und bereit, eimerweise Schmähungen auszugießen.
„Wie gut sind deine Zelte (Söhne von) Jaakob, deine Wohnungen, Israel.“ (Numeri 24:5).
Aber Bilaam versagte. Überwältigt von dem ehrsamen Schauspiel, das sich unter ihm entfaltete, konnte er die Tugend dieses Volkes nur rühmen.
Hunderttausende von Zelten standen in ordentlichen Reihen, getrennt nach Stämmen und kreisförmig um den Mischkan herum angeordnet.
Die Ausrichtung der Zelte erregte Bilaams Bewunderung. Keine zwei hatten Eingangsklappen, die einander zugewandt waren. Es war ein Gebot der Moral, die Privatsphäre der Familie zu schützen, so dass jeder sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern konnte.
Auge am Himmel
Der Normalverbraucher achtet darauf, dass sein Haus solide gebaut wird, mit festem Fundament und Platz zum Atmen. Das Zelt desselben Menschen im Urlaub sieht ganz anders aus. Kann man ihm das vorwerfen? In seinem Haus wohnt er viele Jahre lang, im Zelt nur wenige Tage.
Die Juden hingegen lebten in Zelten in der Wüste, und dennoch hielten sie sich an die Regeln der Vernunft und Sittsamkeit.
Es ist verführerisch, die üblichen Normen gelegentlich zu missachten und legerer zu leben. Warum nicht die Dose aus dem Autofenster werfen? Warum den schmutzigen Hinterhof säubern? Niemand sieht es, niemand erfährt es.
Die Juden in der Wüste hätten es sich nicht träumen lassen, dass dort oben ein Feind stand, der alle ihre Bewegungen beobachtete. Sie benahmen sich anständig und bescheiden, nicht weil sie fürchteten, beobachtet zu werden, sondern weil das für sie normal war. Wenn Sie wieder einmal versucht sind, einen krummen Weg zu gehen, dann halten Sie inne – nicht weil jemand Sie ertappen könnte, sondern weil es richtig ist.
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