Die meisten von uns kennen einen Menschen, der nur ein einziges Ziel hat. Es kann jemand im Büro, ein Angehöriger, ein Nachbar oder ein Freund sein. Sein Ziel kann eine gute Sache, ein politisches Anliegen, ein faszinierendes Hobby oder ein berühmter Star sein. Es kann tugendhaft oder zweifelhaft, spannend oder langweilig, klug oder dumm sein. Es gibt viele verschiedene zielstrebige Menschen, aber sie alle können anscheinend über nichts anderes reden und nicht einmal an etwas anderes denken.
Zielstrebige Leute sind nicht sehr amüsant. Aber sie haben etwas an sich, was uns fesselt, was wir sogar bewundern. Sie streben ihr Ziel unbeirrbar an. Stellen Sie sich vor, was wir erreichen könnten, wenn wir uns für die Dinge, die uns am Herzen liegen, so einsetzten würden!
Natürlich wollen wir keine Fanatiker werden. Aber wir hätten gerne ein wenig von dieser Zielstrebigkeit, gemischt mit dem Rest unseres Charakters. Vielleicht ein Fünftel oder ein Fünfzehntel davon, gerade genug, um im Leben erfolgreicher zu sein.
Unsere Weisen sagen: „Gold wurde nur für den Mischkan erschaffen.“ Der Mischkan war die tragbare „Stiftszelt“, welche die Kinder Israel in der Wüste als „Haus G–ttes auf der materiellen Ebene“ bauten. Die chassidischen Meister erklären, alles, was wir tun, sei dem Ziel gewidmet, ein Haus für G–tt auf der materiellen Ebene zu bauen. Der Mischkan war demnach nur die Vorstufe, das Modell, das uns in die Lage versetzte und uns lehrte, dieses Haus G–ttes in unserem eigenen Umfeld zu errichten.
Für den Bau des Mischkan wurden fünfzehn Substanzen benutzt: Gold, Silber, Kupfer, drei Arten von gefärbter Wolle, Leinen, Ziegenhaare, Tachasch- und Widderfell, Akazienholz, Olivenöl, Duftkräuter und Edelsteine. Unsere Weisen erläutern, dass diese Stoffe einen Querschnitt durch die „Reiche“ der Schöpfung (Mineralien, Pflanzen und Tiere) darstellen und den Bestandteilen des Menschen und der Himmelskörper entsprechen. Wir müssen alle benutzen, um in der materiellen Welt ein Haus für G–tt zu bauen.
„Gold wurde nur geschaffen, damit es für den Mischkan benutzt werde.“ Und doch erlaubt G–tt uns, Gold für Eheringe, Zahnplomben und vergoldete Deckenfriese in prächtigen Hotelfoyers zu verwenden. Offenbar stellt G–tt sich unsere Welt nicht als Ort für Fanatiker vor.
Er hat ja bereits Geschöpfe, die nur ein einziges Ziel haben: Engel. Es gibt Engel der Gnade, des Gerichts, der Liebe und der Ehrfurcht; aber kein Engel besitzt mehr als eine typische Eigenschaft oder hat mehr als ein Ziel. (Darum wurde Awraham von drei Engeln besucht. Der Eine verkündete Sara, sie werde einen Sohn bekommen, der Zweite heilte Awraham und rettete Lot, und der Dritte zerstörte die böse Stadt Sodom. Kein Engel kann zwei unterschiedliche Aufgaben erfüllen.)
Menschen sind anders. G–tt wollte auch Wesen mit vielen Facetten haben, die mit ein und demselben Material sein Haus bauen, ihre Ehen besiegeln, ihre Zähne reparieren und einige Dinge verschönern – und alles zusammen soll zu dem Haus werden, das sie in ihrem Leben für ihn bauen.
Aber ein wenig Zielstrebigkeit ist immer nützlich. Darum wurde für den Mischkan auch die Haut eines Tachasch benutzt. Dem Jerusalemer Talmud zufolge war der Tachasch ein herrlich gefärbtes Tier, das speziell für den Mischkan erschaffen wurde – vorher existierte es nicht, und danach existierte es nicht mehr. Wenn der Sinn der Schöpfung darin besteht, ein Haus für G–tt auf der materiellen Ebene zu bauen, sollte es wenigstens ein Element in der Schöpfung geben, das ausschließlich diesem Zweck dient.
Interessant ist jedoch, dass der Tachasch als Tier mit vielen leuchtenden Farben beschrieben wird. Offenbar ist der Lohn also vielfältig, wenn wir ein großes Ziel verfolgen.
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