Unsere Parascha berichtet, wie das jüdische Volk aufgefordert wurde, für das Heiligtum G-ttes (das Mischkan) verschiedene Materialien zu spenden. Eigentlich könnte man fragen: Weshalb musste G-tt das Volk bemühen? Wenn er sich ein Heiligtum wünschte, warum schuf er es sich nicht selbst?

Eine der Antworten auf diese Frage, welche ja eine berechtigte in Bezug auf alle Gebote unserer Tora ist (braucht G-tt denn wirklich die Erfüllung der Gebote durch den Menschen?), lautet, es sei nicht G-tt, sondern der Mensch der diese Möglichkeit und Gelegenheit zu seinem eigenen Wohl erhalten hat. Nicht G-tt würde von den Spenden des Menschen profitieren, sondern die Menschen.

So lässt sich der zweite Satz unserer Parascha erklären, der sonderlich formuliert ist: „Spreche zu den Kindern Israel und sie sollen Mir eine Spende empfangen.“ Das Wort „Empfangen“ erscheint auf erstem Blick merkwürdig. Sollte es nicht eher „sie sollen Mir eine Spende geben“ heissen?

Da wir aber erklärt haben, dass es der Mensch ist, welcher von dieser Spende am meisten profitiert, ist diese Formulierung nun verständlich. Durch seine Spende empfängt der Mensch viel mehr als dass er gibt.

Im Midrasch finden wir eine zusätzliche Antwort zur Frage, weshalb G-tt denn die Spende des Menschen brauchte. Der Midrasch erklärt im Zusammenhang mit der Schöpfung, dass G-tt sich „eine Wohnung zwischen den Niedrigen wünschte“.

Diese Erklärung des Midrasch wird von den Kommentatoren wie folgt verstanden: G-tt selbst, da unendlich, braucht eigentlich Nichts und hat keine Bedürfnisse, wie der Mensch sie kennt. Dennoch wünschte er sich aus unerklärlichen Gründen, eine niedrige Welt zu schaffen und gerade dort anerkannt zu werden, so dass er sich sozusagen gerade in dieser niedrigen Welt „Zuhause“ fühlen konnte. Unter dem Wort „Niedrig“ ist zu verstehen, dass diese Welt sehr weit von G-tt entfernt ist. In ihr ist der Atheismus (die G-ttesleugnung) und die Sünde, welche gegen den g-ttlichen Willen verstösst, erst möglich. Und gerade in dieser Welt will G-tt von den Niedrigen anerkannt werden.

Nun könnte sich G-tt offenbaren und so die Welt zur Anerkennung seiner Grösse „zwingen“. Doch nicht dies war sein ursprünglicher Wunsch. Sein Wunsch war, dass die „Niedrigen“, die Geschöpfe gerade dieser „niedrigen„ Welt von sich aus zu G-tt kommen und ihn finden würden.

Nun lässt es sich verstehen, dass G-tt sein Heiligtum nicht einfach selbst schuf, sondern Menschen damit beauftragte. Er wollte, dass die Menschen an der Schaffung seiner „Wohnung“ auf dieser Welt beteiligt sein würden.