Sicher kennt auch Ihr eine Lebensberaterin, deren eigenes Leben nicht funktioniert; den Eheberater, dessen eigene Ehe scheiterte oder auf diesem Weg ist; und die Eltern, die ihren Kindern verbieten, sich um Lego-Bausteine zu zanken, aber selbst dauernd über Geld streiten.
Das zeigt, dass wir offensichtlich allen anderen, nur nicht uns selbst helfen können.
Wir geben unseren Kindern Stressbewältigungsmechanismen. Wir raten unseren Kollegen, wie sie ihre Zeit besser einteilen können. Wir bringen unseren Studenten bei, wie wertvoll Lernen ist. Und wir helfen unseren Eltern, Eltern zu sein.
... aber in unserem eigenen Leben sind wir Mitglieder eines Ärgerbewältigungskursus. Unsere Zeiteinteilung braucht dringend einen neuen Chef. Wir meiden Artikel, die mehr als 300 Worte haben, und diskutieren unser eigenes Eltern-Sein nur deshalb nicht, weil wir gerade unseren sechzigsten Geburtstag gefeiert haben.
Es gibt viele Weggabelungen in unserem Leben, in denen wir Objektivität und Klarheit brauchen, um unsere Stärken und Schwächen zu erkennen, z.B. wenn wir einen Lebenspartner suchen. Kindererziehung und Beziehungsprobleme sind nur einige der Lebensstufen, in denen ein unvoreingenommener Blickwinkel lebensrettend sein kann, - wir aber unser eigner schlimmster Feind sind.
Daher haben unsere alten Weisen uns geraten und instruiert: "Wählt Euch einen Mentor!"1 Findet Euren Ratgeber, der Euer objektiver Kompass sein kann, – der Euch drängt, berät und instruiert, wie Ihr zu Eurem wirklichen Ich werden könnt.
Therapeuten sind nett und teuer, und es gibt Zeiten, in denen sie gebraucht werden. Aber nicht jedes Problem braucht Therapie. Manchmal genügt ein Mensch, der uns kennt und sich um uns kümmert, ein weiser Mensch mit etwas Lebenserfahrung, der uns vor uns selbst beschützen kann, – indem er die Realität erkennt und nicht das, was wir als Realität wahrnehmen.
Und der Mentor muss engagiert sein.
Dazu ein Gedanke aus der Tora: Kurz vor seinem Ableben etablierte Moses die "Fluchtstädte". Eine solche Fluchtstadt brauchte z.B. ein Mensch, der einen Totschlag begangen hatte und den die Familie des Opfers verfolgte, um des Verwandten Tod zu sühnen. Dann waren diese Städte eine Sicherheitszone für den Totschläger, in der er bleiben – und (Deut. 4:42) "leben" konnte.
Die Tora schreibt vom "in der Fluchtstadt leben". Da es aber kein Leben ohne Tora gibt, haben unsere Weisen die Entscheidung getroffen, dass der Tora-Lehrer des Totschlägers seinen Schüler zur Fluchtstadt begleiten muss!2
Ein richtiger Mentor folgt ins Exil. Ein richtiger Mentor ist für seinen Schüler da, auch wenn er glaubt, ihn nicht zu brauchen. Ein richtiger Mentor zieht dich aus dem Morast, egal in welchen du fällst.
Liebe Freunde, mögen wir alle solche Mentoren finden, und mögen wir solche Mentoren für andere sein.
Oh, was für eine Welt das sein wird ...
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