Sind Sie der beste Jude der Welt?

Was ist denn das für eine Frage? Jüdisch zu sein ist doch kein Wettkampf! Dennoch verhalten viele Leute sich so, als müßten sie miteinander um einen Rang kämpfen.

Wenn Sie mehr Mizwot befolgen, sind Sie dann besser? Oder wenn Sie mehr G-ttesdienste besuchen? Oder wenn Sie mehr für den Bau einer Synagoge spenden?

Das alles sind gute Taten, vor allem die Befolgung der Mizwot. Aber es ist gefährlich, damit seinen Wert messen zu wollen.

Erstens ist ein Mensch, der sich anderen überlegen fühlt, mit übersteigerten Stolz erfüllt, und das widerspricht unserer Lehre (Stolz in normalem Umfang gilt dagegen als nützlich). Zweitens vermittelt diese Einstellung anderen Juden den Eindruck, als seien ihre Bemühungen wertlos.


Im Wochenabschnitt Korach lehnt eine Gruppe von 250 Männern sie gegen Mosche und Aaron auf. Korach weiß, daß Mosche die Tora viel besser versteht als alle anderen und daß er und Aaron völlig spirituelle Menschen waren. “Warum stellt ihr euch über das Volk G-ttes?” frag er sie.

Das tat Mosche natürlich nicht. Er tat genau das, was G-tt ihm aufgetragen hatte. Die Tora betont Mosches Demut immer wieder. Trotzdem glaubten Korach und andere, Mosche stelle sich über das Volk. Dieser Streit war ein wichtiges Ereignis; denn er sollte den Kindern Israel klarmachen, daß G-tt keine Hierarchie errichten wollte.

Wir alle haben unsere Aufgabe auf Erden. Vor allem sollten wir die Mizwot befolgen, um auf der Erde eine Wohnung für G-tt zu bauen. Hätte er gewollt, daß unserer Frömmigkeit gemessen wird, hätte er uns genau gesagt, wer “besser” und wer “schlechter” ist.

Wir sind alle einzigartig, von der Seele bis zu den Fingerspitzen. Auch der Grund unseres Daseins ist einzigartig. Was zählt, ist nicht nur die Qualität und die Quantität unseres Gehorsams gegenüber den Mizwot, sondern auch unser Motiv.

Wenn wir anderen Juden einreden, daß sie nicht so gut sind wie wir, so ist dies das Schlimmste, was wir ihnen antun können. Und was ist das Beste, was wir für sie tun können? Ihnen ein Vorbild zu sein, dem sie folgen können. Wir wollen andere nicht aus unserem Kreis hinausdrängen, sondern wir wollen noch mehr Juden in den Kreis hineinziehen! Dadurch werden wir stärker, und die ganze Welt wird besser. Und genau das ist unsere Aufgabe.