Wenn Sie einen Roman lesen oder einen Film sehen, halten Sie ihn dann für wahr? Natürlich nicht. Sie wissen ja, dass die Schauspieler nur ihre Rolle spielen und dass die Figuren im Buch vom Autor erfunden sind. Sie kennen den Unterschied zwischen Fiktion und Wirklichkeit?
Sind Sie sicher?
Um einen Roman genießen zu können, müssen Sie die Geschichte eine Zeitlang für wahr halten, sonst ist sie nicht spannend. Und wenn Sie einen Film anschauen und dabei an den Star denken, der darin spielt, und nicht an die Figur, die er verkörpert, kann die Geschichte Sie nicht fesseln.
Das hat etwas mit Glauben zu tun. Zwar beruht unser Glaube an G-tt und an die Tora nicht auf einer Fiktion; aber wir müssen unterscheiden zwischen dem, was unsere Sinne uns über die Realität berichten, und dem, was unser Geist glaubt.
Ein Roman interessiert uns nur für einige Zeit, dann gewinnen wir Abstand von ihm. Die Tora kann uns dagegen ein Leben lang fesseln und unseren Glauben immer stärker machen.
Im Wochenabschnitt Wa'era fragt Mosche G-tt: “Warum behandelst du dieses Volk so schlecht?” Mangelt es ihm an Glauben? Im Gegenteil – er tut, was keiner der Patriarchen getan hat: Er bittet um eine Erklärung für G-ttes Handeln. Und G-tt billigt das, weil Mosches Glaube und der Glaube der Kinder Israel dadurch gestärkt wurden. Um vom Glauben durchdrungen zu werden, müssen wir ihn prüfen, auseinander nehmen, auf seine Stärke testen und in unser ganzes Wesen aufnehmen.
Anders als ein Roman, der bei näherer Prüfung Ungereimtheiten aufweist, wird die Tora immer mehr zu einem Teil unserer Seele, je mehr wir uns in sie vertiefen.
Wahrer Glaube verbietet keine kritischen Fragen. Wahrer Glaube beantwortet sie.
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