Es kommt oft vor, dass unreligiöse Menschen unter widrigen Umständen plötzlich zum Glauben finden. Denken Sie an die Beichten auf dem Totenbett, an die Bekehrungen im Gefängnis und an die Offenbarungen im Schützengraben, die aus Zynikern Gläubige machen.

Aber warum sehen nicht alle die Welt so, wie wir sie sehen? Warum sind manche immun gegen die Wunder dieser Welt und unseres Daseins, gegen all den Segen, den wir erfahren? Warum werden manche Menschen zu Opfern ihrer Verwundbarkeit, anstatt G–tt um Hilfe zu bitten?

Ist G–tt etwa wählerisch, schickt er seine Botschaft nur einigen von uns? Nein, das kann nicht sein. Aber er braucht diejenigen von uns, die ihn hören, um seine Botschaft weiter zu verbreiten. Nicht jeder bekommt diese Botschaft sofort, und darum müssen wir Mitglieder des Teams werden.


Am Anfang von Wa'era, dem Tora-Abschnitt dieser Woche, sagt G–tt zu Mosche: „Ich bin der H-rr, und ich bin Awraham, Jizchak und Jaakow als der Allm-chtige erschienen. Aber meinen Namen Ad-nai nannte ich ihnen nicht.“

Warum? G–tt hat zahllose Wunder vollbracht und unsere Ahnen veranlasst, das Judentum zu gründen. Er hat versprochen, die Juden aus ägyptischer Knechtschaft zu befreien – und dennoch kennen sie ihn in gewisser Weise noch nicht?

Eine Erklärung wäre, dass G–tt den Bund besiegeln und Mosche sagen will, dass das Volk endlich Kanaan besitzen und eine große Nation gründen darf. Awraham, Jizchak und Jaakow wussten im Voraus davon, und nun darf Mosche die Verheißung erfüllen.

Aber das ist (wie immer) nicht alles. Mosche lernt auch, dass es immer wieder neue Wege gibt, G–tt zu erfahren und dass jeder Mensch seinen eigenen Weg geht. Mosche bekommt die gleiche Aufgabe wie wir: anderen zu helfen, damit auch sie G–tt sehen und sein Wort verstehen. Im restlichen Teil des Wochenabschnitts scheint der Pharao G–ttes Befehle zu akzeptieren; aber immer wieder ändert er seine Meinung und lässt seine jüdischen Knechte nicht frei. Sein Herz ist „verhärtet“ und „stur“, berichtet die Torah. Gilt das nicht für alle Menschen? Wir alle haben einen harten oder sturen Fleck, der nicht auf unsere Seele hören will.

Darum haben wir unsere Aufgabe nicht erfüllt, wenn wir das Wort G–ttes nur einmal oder zweimal, wöchentlich oder täglich weitergeben. Wer versteht, wie sehr G–tt ihn gesegnet hat, muss nach der Tora leben und dadurch den Geist jener Menschen befreien, die noch nicht verstanden haben. Wenn G–tt zu Mosche sagt „Ich bin der H-rr“, dann sagt er ihm nichts Neues – er fordert Mosche auf, anderen etwas Neues zu sagen, und zwar so lange, bis sie verstehen.