Einer der wichtigsten Grundgedanken des Judentums lautet, dass jeder Mensch die freie Wahl hat, über sein eigenes Benehmen zu entscheiden. Weder seine Natur, noch äußerliche Einflüsse bestimmen, ob ein Mensch gut oder schlecht handeln wird. Natürlich wird ein Mensch mit verschiedenen Neigungen geboren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es nicht in seiner Macht steht, gegen seine natürlichen Neigungen zu handeln und dasjenige zu tun, was ihm richtig erscheint.
Diese Idee ist sehr zentral im Judentum, würden doch sonst alle Forderungen der Tora keinen Sinn ergeben, da schon vorbestimmt ist, wie sich der Mensch verhalten wird. Außerdem wären die Strafen, mit welchen dem Sünder gedroht werden und der Lohn, welcher den Gerechten versprochen wird, nicht gerechtfertigt. Kann man denn einen Menschen für eine Tat, welche er nicht verhindern konnte, bestrafen oder belohnen?
Unsere Weisen im Talmud bringen dies auf den Punkt, mit ihrer berühmten Aussage, dass alles in den Händen G-ttes liege, ausser der G-ttesfurcht. Diese hat G-tt dem Menschen übergeben, um über sich selbst zu bestimmen.
Es stellt sich nun die Frage, wie G-tt das Herz des Pharao so verhärten konnte, dass dieser gar keine Wahl mehr hatte, das jüdische Volk zu befreien?
Maimonides, der sich mit diesem Themenkomplex viel befasste, liefert folgende Antwort: Unter normalen Umständen wird ein Mensch nie durch G-tt auf eine Weise beeinflusst, welche seine eigene Entscheidungsfreiheit beeinträchtigen könnte.
Doch es gibt eine Ausnahme: Manchmal hat der Mensch so viel gesündigt, dass seine Strafe vom Himmel bestimmt wird, seine freie Wahl zu verlieren. So kann der Mensch keine Tschuwa mehr machen und muss dann für seine Sünden büssen.
Pharao hatte so viel und so niederträchtig gegen das jüdische Volk und somit gegen G-tt gesündigt, dass er es nicht mehr verdiente, eine Gelegenheit zur Wiedergutmachung zu erhalten.
So wurde Pharao zum Vorzeige Modell für alle, dass G-tt in seiner Allmacht dem Mensch als Strafe seine Willensfreiheit entziehen kann, genau wie er sie ihm auch verliehen hat.
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