Viele Juden zögern, ihr spirituelles Wachstum zu fördern, nur weil sie glauben, ihr spirituelles Bewusstsein sei nicht genügend entwickelt. Das klingt widersprüchlich, aber es ist eine menschliche Reaktion.
"Wie kann ich am Tora-Unterricht teilnehmen, wo ich doch nichts über die Tora weiß? Ich bin 47 Jahre alt und nie religiös gewesen. Warum soll ich jetzt noch damit anfangen? Die Leute in der Synagoge denken, sie seien besser als ich."
Der Wochenabschnitt Teruma wirft auf diese Haltung ein interessantes Licht. Wenn wir über die Tora diskutieren, geben wir oft Erläuterungen wie: "Einerseits ... andererseits ..." Drei Deutungen kommen seltener vor, aber zu Teruma, das den Bau des Mischkan beschreibt, in dem G-tt unter uns wohnen sollte, gibt es in der Tat drei Meinungen unserer Weisen:
- Das Gebot, den Mischkan zu bauen, und die Geschenke der Juden (Gold, Silber, Edelsteine, feine Tücher, Öl, Gewürz) erfolgten nach der Übergabe der Tora, aber vor der Sünde mit dem goldenen Kalb.
- Das Gebot und die Gaben erfolgten, nachdem G-tt den Juden am Jom Kippur die Sünde mit dem goldenen Kalb vergeben hatte.
- Das Gebot wurde Mosche vor der Sünde mit dem goldenen Kalb erteilt, aber er gab es erst nach Jom Kippur ans Volk weiter.
Im physikalischen Sinne kann nur eine dieser Deutungen richtig sein. Im spirituellen Sinne treffen sie jedoch alle zu. Die drei spirituellen Interpretationen lauten:
- Im ersten Fall wurde der Mischkan von rechtschaffenen Menschen (Zadikim) gebaut. (Es wäre falsch zu glauben, Zadikim sollten solche Aufgaben anderen überlassen.)
- Im zweiten Fall wurde der Mischkan von Menschen gebaut, die bereut hatten. (Es wäre ebenso falsch zu glauben, wer bereut habe, brauche sich um solche Dinge nicht mehr zu kümmern.)
- Im dritten Fall waren selbst die Sünder, die das goldene Kalb gemacht hatten, am Bau beteiligt.
Daraus lernen wir, dass alle Arten von Menschen – Rechtschaffene, Reumütige und sogar Sünder – zum Werk unseres H-rrn beitragen können. Also sollten auch Sie bereit sein, an Ihrem spirituellen Wachstum zu arbeiten, einerlei wie alt, religiös oder sündhaft Sie sind.
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