Im Wochenabschnitt »Tezawe« erfahren wir von der Einrichtung des Heiligtums in der Wüste – dem Vorläufer des späteren Tempels in Jerusalem. Zu den Geräten dieses Heiligtums gehörten zwei Altäre – ein goldener und ein kupferner Altar.
Im Talmud wird die Frage diskutiert, warum diese Altäre niemals kultische »Unreinheit« (»tuma«) annahmen, obwohl Metalle – in diesem Fall das Gold oder das Kupfer – normalerweise sehr wohl kultisch »unrein« werden können. Letztlich führen es die Weisen des Talmuds mehrheitlich darauf zurück, dass das jeweilige Metall bei diesen Altären nur die äußere Hülle ist. Das Innere des Altares bestand aus einem anderen Material, das jedenfalls »rein« blieb. – Und so wie die eigentliche innere Substanz rein blieb, so blieb auch die Hülle rein, obwohl die Hülle für sich allein dazu nicht in der Lage gewesen wäre.
Regeln für das Heiligtum
Nun haben alle Lehren der Tora eine ewige Bedeutung, und auch heute, in einer Zeit, in der wir keinen Tempel haben, können wir aus den Regeln, die für den Betrieb des Heiligtums gelten, Einiges lernen.
Der Lubawitscher Rebbe hat dazu folgendes erklärt: Jeder und jede von uns ist ein »kleines Heiligtum«, in dem ein Funken der G-ttlichen Gegenwart weilt. Und so wie es im großen Tempel war, so haben auch wir in unserem kleinen seelischen Heiligtum gewisse »Geräte«, die wir für den Betrieb benötigen: Unseren Verstand, unsere Gefühle, u.s.w.
Nun kann es passieren, dass diese »Geräte« einem unreinen Einfluss ausgesetzt werden. – So können sich etwa selbstsüchtige Absichten, weltliche Verführungen, etc., in unseren Seelenhaushalt mischen.
Wie wir jedoch aus der oben genannten Regel erkennen können, greifen diese unreinen Einflüsse allenfalls die Hülle unseres Wesens an. Im Inneren hingegen hat jeder Jude und jede Jüdin den reinen Funken der jüdischen Seele, die nicht von den äußeren Einflüssen angegriffen werden kann. Und wie wir am Beispiel des Altars sehen, bleibt folglich auch das gesamte »Heiligtum« unserer Seele rein.
Reichtum und Armut
Der goldene und der kupferne Altar stehen dabei für verschiedene äußere Bedingungen: Bei Gold denken wir an Reichtum, während Kupfer eher ein Symbol für ärmliche Verhältnisse ist. Beides kann einen Menschen auf die Probe stellen. Man kann von zu viel Wohlstand auf falsche Wege verführt werden; man kann auch durch die Last von Armut und durch materielle Sorgen Gefahr laufen, die Orientierung zu verlieren. Doch in beiden Fällen gilt, dass allfällige Fehltritte, die dem Menschen passieren, nicht das eigentliche innere Wesen der Seele treffen. Weshalb immer die Möglichkeit da ist, die Verbindung mit diesem rein gebliebenen Inneren zu aktivieren, und wieder auf den richtigen Weg einzuschwenken.
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