Auf den ersten Blick erscheint es verwunderlich, dass die Tora mit dem Befehl, einen kleinen goldenen Altar im Innern des Heiligtums aufzustellen, bis zu unserer Parascha gewartet hat. Alle anderen Geräte, die im Heiligtum gebraucht wurden, sind schon in der letzten Parascha beschrieben worden. Einzig und allein der innere Altar wird in unserer Parascha beschrieben.

Um dies zu verstehen, müssen wir auf folgendes aufmerksam werden. Es ist natürlich und selbstverständlich, dass jeder Jude die Awoda (den G-ttesdienst) im Heiligtum miterleben wollte. So ist es auch nicht erstaunlich, dass es jedem Juden, wenn es ihm auch nicht gestattet war, die Awoda im Heiligtum auszuüben (dies war den Priestern überlassen), ihr doch wenigstens beiwohnen durfte.

Es gab nur einen G-ttesdienst, dem niemand beiwohnen durfte und das war das Räuchern der Ketoret (Räucherwerk) auf dem inneren Altar. Das musste vom Kohen alleine verrichtet werden und selbst die anderen Priester durften der Zeremonie nicht beiwohnen.

So wie jede Awoda im Heiligtum enthält auch dies eine gewisse Lehre für unser inneres Heiligtum im Herzen. Es gibt viele Mizwot, die der Mensch zusammen mit anderen Personen ausüben muss. So zum Beispiel bekommt das Gebet eine viel grössere Bedeutung, wenn es im Minjan (eine Versammlung von zehn Männern) gesagt wird. Doch wird diejenige Awoda am meisten geschätzt, die hinter verschlossenen Türen geschieht und von der niemand ausser G-tt etwas erfährt. So sagt zum Beispiel der Talmud, dass Matan Beseter (die Stille Abgabe von Almosen ohne das andere je davon erfahren), das einzige Mittel ist, um den Zorn G-ttes abzuwenden.

Aus diesem Grund wird auch der innere Altar zuallerletzt in unserer Parascha beschrieben. Denn der stille G-ttesdienst der mit diesem Gerät ausgeübt wurde, bildet den Höhepunkt und die Kulmination der ganzen Awoda im äusseren wie auch im inneren Heiligtum des Menschen.