Was ist wichtiger: das Geld oder der Mensch, das Geld oder die Kinder? Natürlich würde niemand zugeben, Geld über seine Kinder zu stellen; aber ist das nicht sehr verbreitet? Machen nicht die meisten Eltern, auch die guten, gelegentlich diesen Fehler?

Im Tora-Abschnitt dieser Woche bereitet sich das jüdische Volk auf die Eroberung Kanaans und die Verteilung des Gelobten Landes unter den zwölf Stämmen vor. Die Stämme Reuben und Gad hatten jedoch besondere Wünsche. Sie hatten große Viehherden, und das Land östlich des Jordans war als Weideland vorzüglich geeignet. Darum fragten sie Mosche, ob sie dieses Land anstelle eines Anteils am Westufer bekommen konnten. „Dort wollen wir Ställe für unser Vieh bauen“, erklärten sie, „und Städte für unsere Kinder.“

Sofort wies Mosche sie zurecht: „Baut Städte für eure Kinder und Ställe für euer Vieh“. Er drehte also die Reihenfolge um und stellte die Kinder vor die Tiere.

Raschi bemerkt dazu, dass diese beiden Stämme mehr ans Geld – hier an das Vieh – dachten als an ihre Söhne und Töchter. Mosche musste ihnen eine Lektion über Werte und Prioritäten erteilen: Die Familie kommt zuerst, der Besitz kommt danach.

Der spirituelle amerikanische Meister Rabbi David Hollander erzählte einmal die Geschichte eines Mannes, der aus irgendeinem Grunde nach Ladenschluss in ein großes Kaufhaus eingeschlossen wurde, und das auch noch am Wochenende. Als es ihm nicht gelang hinauszukommen, beschloss er, sich am Besitzer des Geschäftes zu rächen und Preisschilder zu vertauschen.

Die Folge war, dass ein Nerzmantel nun 25 Euro und eine Krawatte 800 Euro kostete. Möbel kosteten so viel wie Erdnüsse und die neuste Stereoanlage ein paar Groschen. Unterwäsche war völlig unbezahlbar. Man stelle sich das Chaos vor, als das Kaufhaus geöffnet wurde.

Die Frage ist: Sind unsere eigenen Preisschilder korrekt? Bewerten wir die Dinge in unserem Leben richtig? Sind unsere Prioritäten korrekt? Oder sind uns Rinder und Schafe – das Auto und das Büro – wichtiger als unsere Kinder?

Viele arbeitssüchtige Ehemänner sagen zu ihren Frauen: „Schatz, das tue ich doch alles für dich und die Kinder!“ In Wahrheit hindert der Beruf sie daran, sich in den prägenden Jahren um ihre Kinder zu kümmern. Man sagt mit recht: „Das Beste, was du deinen Kindern geben kannst, ist nicht Geld, sondern Zeit.“

Viele Menschen sind erfolgreich, was ihren Beruf, ihre Karriere oder ihre Firma betrifft. Sie sind berühmt und reich. Doch wie oft muss die Familie darunter leiden? Wenn ein Tag zu Ende ist, finden wir die tiefste Erfüllung nicht in beruflichen Erfolgen, sondern in einer Familie, die im Laufe der Jahre größer und stabiler wurde und zusammengewachsen ist. Unsere jüdischen Eltern und Großeltern nannten das Nachas.

Der sechste Lubawitscher Rebbe, Rabbi Jizchak Schneersohn, sagte dazu: „Jüdischer Wohlstand wird nicht in Aktien und Anleihen gemessen. Wahrer jüdischer Reichtum besteht darin, mit Kindern gesegnet zu sein, die auf dem Weg G–ttes wandeln.“ Darum müssen wir für sie da sein.

Ein Gemeindemitglied sagte einmal zu seinem Rabbiner: „Rabbi, ich bin Millionär!“, obwohl er nur ein bescheidenes Vermögen besaß. Darum fügte er hinzu: „Ich bin Nachas-Millionär!“

Das sollten wir alle sein!