Und G–tt begegnete Bilam“ (Numeri 23:4).

Das Kennzeichen des Bösen und Unheiligen ist die Einstellung, dass es „eben geschieht“. Für Juden geschieht nichts zufällig. Jedes Ereignis hat einen Grund, jedes ist wichtig. Darum sagte Rabbi Israel Baal Schem Tow: „Aus allem, was ein Jude sieht und hört, muss er etwas für seinen Dienst an G–tt lernen“ (ein chassidisches Sprichwort).

Rabbi Leib, der „Saide“ von Schpoli, war mit einem brillanten Verstand gesegnet. Er spürte ein brennendes Verlangen, seinem Schöpfer zu dienen, und sein Herz war von Liebe zu seinen Mitjuden erfüllt. Dennoch wollte er keine Führungsaufgaben übernehmen. Er zog es vor, seine Qualitäten zu verbergen, und begnügte sich mit einem Platz unter den vielen Schülern des Rabbi DowBer von Mesritsch. Einmal ging er zu Fuß nach Mesritsch und begegnete einem schwer beladenen Wagen, der im Schlamm stecken geblieben war. Der Fahrer bat ihn um Hilfe; aber Rabbi Leib sagte: „Tut mir leid. Ich würde dir gerne helfen, aber eine so schwere Last kann ich nicht heben.“ „Doch, das kannst du“, erwidertre der Fahrer. „Du willst bloß nicht!“ In der Tat war die Aufgabe einfacher, als Rabbi Leib gedacht hatte. Kaum hatte er die Hand auf den Wagen gelegt, das rollte dieser auch schon aus dem Schlamm auf die Straße.

Während seines restlichen Weges fand er keine Ruhe. Er wusste, dass die Worte des Wagenfahrers eine Botschaft von oben waren, und dass sie ihn rügten, weil er sich der Aufgabe widersetzte, die ihm bestimmt war. Als er in Mesritsch ankam, meinte Rabbi DowBer zu ihm: „Mein Meister, Rabbi Israel Baal Schem Tow, sagte einmal über dich:

„Er kann eine gequälte Seele aus ihrem spirituellen Sumpf ziehen.“ Du kannst und musst ein Rebbe sein!“