Wenn Sie glauben, dass wir Juden während unserer langen Geschichte immer nur unterdrückt und mit Vorurteilen konfrontiert wurden, dürfte der Tora-Abschnitt dieser Woche für Sie interessant sein.
In Balak lesen wir vom Oberhaupt eines Volkes, das eine Minderheit war, Angst vor einem Angriff hatte und um Hilfe betete. Der Mann war Balak, der König der Moabiter, und sein Volk fürchtete sich vor den Israeliten. "Siehe, sie bedecken das Angesicht der Erde, und sie ziehen gegen mich", schrie er.
Das ist ein ziemlich bemerkenswertes Kapitel unserer Geschichte! Andere fürchten die Juden, zittern vor unserer Macht, suchen Hilfe, um uns zu besiegen. So stellen wir uns die Juden nicht vor! In diesem Fall geht Balak zu Bilam, einem berühmten Mystiker, und beauftragt ihn, die Juden mit einem Fluch zu belegen.
Wie sich herausstellt, ist Bilam ein Prophet, durch den G–tt spricht. Darum ist es offensichtlich nicht ratsam für ihn, Balaks Befehl zu befolgen. Dreimal lehnt er ab (und äußert dabei einige schöne, poetische Worte, z.B. das vertraute "Wie fein sind deine Zelte, o Jaakow, und deine Wohnungen, o Israel."). Schließlich lehnt Balak den Rat ab, den Bilam ihm gibt – seine törichte Idee aufzugeben –, und setzt seine unerfreuliche Konfrontation mit den Israeliten fort. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.
Heute geht es darum, wie Sie die Juden, sich selbst und unsere 5.000 Jahre alte Saga sehen. Ist es Ihnen (so wie einigen anderen Leuten) wichtig, uns als winzige Minderheit zu betrachten, die von allen Seiten belagert wird, aber irgendwie immer triumphiert? Gewiss, es gibt viele Ereignisse, die in dieses Schema passen – aber müssen wir uns unbedingt so sehen?
Wir brauchen uns nicht als Opfer zu fühlen oder in militärischen Siegen zu schwelgen oder uns zahlenmäßig mit anderen Völkern zu vergleichen. Trotzdem können wir uns als Juden wohlfühlen und glücklich sein. Im Grunde ist unser Sieg weder militärisch noch von der Zahl abhängig, und er ist es nie gewesen. Er ist nämlich spirituell.
Wir haben der Welt den Monotheismus gebracht. Wir haben jede andere wichtige Religion beeinflusst. Wir haben nicht nur überlebt, sondern wir genießen zudem die Bewunderung (manchmal zähneknirschend) der meisten Kulturen für unsere Hingabe an unseren Glauben. Warum auch nicht! Es gibt keine wichtigere Aufgabe, als anderen das Wort G–ttes zu überbringen.
Wenn Sie also über unsere Geschichte nachdenken oder mit anderen darüber reden, sollten Sie daran denken, worum es geht: nicht um Schwerter und Macht, sondern um Spiritualität und Mizwot. Das sollte Ihnen alle Zufriedenheit verschaffen, die Sie brauchen.
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