Es war ein wunderbares Wochenende. Schmuli verbrachte sehr viel Zeit mit seinem Cousin Mendi und beide genossen die Zeit miteinander. Schmuli lebt in Brooklyn, New York. Mendi hingegen lebt in Kalifornien, wo seine Eltern als Chabad-Schluchim (Abgesandte des Rebben) fungieren. Die beiden Cousins hatten sich eine ganze Zeit lang nicht gesehen. Umso mehr hatten sich die beiden jetzt zu erzählen, als Mendi's Vater ihn mit nach New York zur jährlichen Konferenz der Chabad-Schluchim nahm.
Die Konferenz war viel zu schnell wieder vorbei. Als Schmuli seinem Cousin half, die Taschen zum Wagen zu bringen, sagte er zu Mendi: "Es tut mir leid, dass du schon wieder wegfährst. Es ist echt zu schade, dass ihr nicht in unserer Nachbarschaft wohnt."
"Ich hatte eine richtig tolle Zeit mit dir, Schmuli", entgegnete Mendi, "es tut mir jedoch nicht leid, schon wieder fort zu müssen, und dir sollte es auch nicht leid tun."
"Wünschst du dir denn nicht, etwas weniger weit weg von hier zu leben?", fragte Schmuli.
"Eigentlich nicht", antwortete Mendi, "ich empfinde es als eine große Ehre, auf Schlichut (Gesandtschaft) zu sein. Ich bin sehr stolz auf alles, was mein Vater und meine Mutter als Schluchim unternehmen, und sie erlauben mir sogar ihnen dabei zu helfen. Sie sagen mir, dass ich ein Junior-Schaliach sei. Würde ich in Brooklyn leben, hätte ich noch abzuwarten bis ich älter bin, um auf Schlichut zu gehen."
Wenn Mendi's Eltern dem Gespräch der beiden Jungen zugehört hätten, wären sie sicher genauso stolz auf Mendi gewesen, wie er auf sie! Mendi folgte dem Beispiel unseres Stammvaters Jakob, wie wir es gerade der dieswöchigen Parascha Wajeze entnehmen können.
Jakob verließ die Stadt Beer Scheva und begab sich nach Charan. Er verließ Eretz Israel, wo seine rechtschaffenen Eltern Isaak und Rebecca lebten, und reiste an einen weit entfernten Ort, in einem Land, welches er noch nie zuvor gesehen hat. Er würde unter Menschen leben, die sich sehr von ihm unterscheiden, an einem Ort, der nicht die Heiligkeit von Eretz Israel besitzt.
Sollten wir etwa denken, dass unser Vorvater Jakob nach Charan ging, nur um sich vor seinem Bruder Esau in Sicherheit zu bringen? Offensichtlich gab es noch einen anderen Grund dafür! G-tt hätte Jakob sicherlich überall auf der Welt vor Esau beschützt. So hat Jakob zum Beispiel zuvor viele Jahre an der Jeschiva von Schem und Ever verbracht, ohne sich dabei vor Esau fürchten zu müssen.
Jakob zog nach Charan, weil er dort eine Aufgabe zu erfüllen hatte, und weil er bereit dazu war. Er war gewillt, seine Heimat zu verlassen, um anderenorts Menschen von G-tt zu erzählen. Er würde anderen Menschen als ein lebendes Beispiel dazu dienen, wie man ein gerechtes Leben führt. Jakob ging nach Charan auf Schlichut.
Tatsächlich befinden wir uns alle auf Schlichut. Eine jüdische Seele ist rein, sie ist ein Teil G-ttes. Doch was hat eine jüdische Seele in dieser Welt, in der G-ttes Gegenwart verborgen ist, zu suchen? Unsere Seelen haben einen Auftrag zu erfüllen. Unsere Seelen wurden von G-tt auf Schlichut entsendet, um diese Welt in eine Wohnstätte G-ttes zu gestalten, und schließlich die Welt auf das Messianische Zeitalter vorzubereiten.
(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf Sichot Schabbat Paraschat Wajeze, 5752.)
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