Paraschat Chukat beginnt mit den Gesetzen von Tahara und Tuma, d. h. von Reinheit und Unreinheit, genauer zu verstehen als rituelle Reinheit bzw. Unreinheit.

Rituell rein zu sein bedeutet, sich spirituell in einem Zustand zu befinden, der Voraussetzung dafür ist, eine bestimmte Mizwa zu erfüllen. Üblicherweise bedarf es hierzu einer bestimmten Handlung, um jemanden oder etwas spirituell für eine gewisse Mizwa tauglich zu machen.

Ein Beispiel hierfür ist das rituelle Waschen der Hände bevor wir Brot essen, auch "Netilat Jadaim" genannt. Dieses Waschen dient nämlich nicht hygienischen Zwecken. Selbstverständlich haben unsere Hände bereits hygienisch sauber zu sein, wenn wir die Mizwa des rituellen Händewaschens erfüllen. Wenn wir es jedoch unterlassen, die Mizwa von Netilat Jadaim auszuführen, bleiben unsere Hände spirituell unrein und somit untauglich, das Brot für die Mahlzeit zu berühren; sein Verzehr wäre kein geheiligter Akt mehr.

Ein weiteres Beispiel ist das Untertauchen von neuem Geschirr in einer Mikwe. Auch diese Mizwa wurde uns nicht aus hygienischen Gründen gegeben. Wie wir in Paraschat Matot lesen, müssen Gefäße bzw. Geschirr von Nichtjuden (auch wenn sie neu sind) in einer Mikwe, einem rituellen Tauchbad, untergetaucht werden, um für den Gebrauch durch Juden tauglich zu sein.

Aber wie und weshalb macht das rituelle Waschen bzw. Untertauchen in Wasser einen Menschen oder einen Gegenstand spirituell rein? Nun, die Tora gibt uns hierzu keine direkte Auskunft. Die Gesetze von Tahara und Tuma gehören zu den sogenannten Chukot, d. h. G-ttlichen Verfügungen, die sich unserem Verstand entziehen. Und wir haben sie schlichtweg zu befolgen und nicht zu hinterfragen.

Paraschat Chukat beginnt sodann auch mit den Verfügungen bezüglich eines Juden, der mit einem Toten in Berührung gekommen ist und dadurch rituell unrein wurde. In der Zeit des Mischkan sowie später während der Tempel-Ära, musste eine solche Person mit dem Wasser der "Para Aduma" besprengt werden - d. h. mit Wasser, dem die Asche von einer verbrannten, vollkommen roten Kuh beigemischt wurde. Ohne diese Prozedur war die betreffende Person nicht in der Lage, entweder den Tempel zu betreten oder auch nur vom Fleisch der im Tempel dargebrachten Opfertiere zu essen. Auch hierzu liefert uns die Tora keinerlei Erklärung.

Die Tora bezeichnet die Mizwa bzw. Prozedur der Roten Kuh mit "Chukat HaTora" (übersetzt, das Gesetz der Tora) und nicht etwa "Chukat HaPara" (übersetzt, das Gesetz der Kuh), weil es eine grundsätzliche Lehre in Bezug auf die gesamte Tora enthält.

Jedes Gebot der Tora, auch wenn wir eine Erklärung mitgeliefert bekommen und es zu verstehen glauben, ist in Wahrheit wie ein Chok anzusehen, d. h. jenseits unseres menschlichen Verstandes liegend, denn die gesamte Tora spiegelt letztlich die unendliche Weisheit G-ttes wider. Es ist lediglich der Gnade G-ttes zu verdanken, dass uns zu einigen Geboten Erklärungen mitgegeben wurden, so dass wir ein gewisses Verständnis für sie aufbringen können. Diese Erklärungen sind jedoch keineswegs als Voraussetzung für die Erfüllung der Gebote zu verstehen. In Wahrheit haben wir alle Gebote so zu erfüllen, als ob wir keinerlei Erklärung für sie hätten - ohne Wenn und Aber.

Wenn einst Maschiach erscheint, werden wir alle Gebote verstehen können. Bis dahin haben wir sie einfach zu befolgen!

(Basierend auf Likute Sichot, Bd. 4; Torat Menachem - Sefer Ha'Maamarim Melukot, Bd. 2)