Während den vierzig Jahren seiner Wanderungen in der Wüste, wurde das jüdische Volk täglich von drei Wundern begleitet. Seine Nahrung fiel in Form des Manna (himmlischem Brot) vom Himmel, Wasser kam aus einem Felsen und die Wolken welche das Volk umgaben, beschützten es vor gefährlichen Schlangen und Skorpionen.
Warum durfte das Volk solche Wunder erleben?
Aus unserer Parascha geht hervor, dass das Wasser zum Verdienst von Mirijam, die Wolken zum Verdienst von Aaron und das himmlische Brot zum Verdienst von Mosche zu zählen war. Als Mirijam und Aaron starben, verschwanden das Wasser und die Wolken, bis sie schlussendlich wieder zum Verdienst von Mosche zurückkehrten.
Jede Idee in der Tora kann auch als Lehre des täglichen Lebens dienen: aus diesem Grund wird unsere Lehre „Tora“ und nicht „Chochma“ – „Weisheit“ genannt, denn das Wort Tora bedeutet – Lehre und Anleitung zum Leben.
Was ist die symbolische Bedeutung dieser drei Wunder? Die Tora enthält viele Dimensionen, von denen einige symbolisch der Speise entsprechen, während andere dem Wasser und wieder andere mit der Wolke verglichen werden können.
Die Speise muss vom Menschen eingenommen werden, sie wird in seinem Magen zerteilt und verdaut und bildet danach ein Teil seines sich ständig regenerierenden Körpers. In einem geistigen Sinn symbolisiert die Speise denjenigen Teil der Tora, welche der Mensch in sich aufnimmt und welche ihn beeinflusst und auch verändert.
Es sind dies die intellektuellen Ideen sowie auch die Gebote der Tora die der Mensch studiert, verinnerlicht und lebt. Diese Dimension der Tora wurde dem Volk durch Mosche vermittelt, welcher als Übermittler der Tora und grosser Lehrer und Prophet in die Geschichte eingegangen ist.
Die Funktion der Wolken war eine ganz andere: Sie beeinflusste die Menschen nicht in einem innerlichen Sinn, beschützte sie jedoch vor äußerlichen Gefahren und ermöglichte es, die große und schreckliche Wüste während vierzig Jahren unversehrt zu überleben. Auch die Tora hat eine ähnliche Funktion. In einer Umwelt, welche in einem geistigen Sinn durchaus als gefährlich bezeichnet werden kann, beschützt die Tora den Juden vor fremden Einflüssen.
Selbst jemand der die Religion nicht ständig ausübt, ist innerlich mit der Tora verbunden. Denn jeder ist so wie ein Buchstabe aus der Tora, und wenn nur einer dieser Buchstaben fehlen würde, wäre die Tora unbrauchbar. Die Tora gibt jedem Juden seine geistige Identität, welche jedoch bei manchen nur zeitweise zum Vorschein kommt. Es war Aaron der das ganze Volk mit einer innigen tiefen Liebe näher zur Tora brachte und sie vor der Assimilation und Untergang schützte.
Wasser hat folgende Aufgabe: Selbst hat es absolut keinen Nährwert (es ist kalorienlos), doch nur durch Flüssigkeit kann sich die Nahrung im ganzen Körper verbreiten und den Menschen so beleben.
In der Tora symbolisiert das Wasser die Idee, dass die Tora an alle Volksschichten, selbst zu den Niedrigsten gebracht wird und schmackhaft gemacht wird. Mirijam, schon immer die Kinderbetreuerin, war auch in einem geistigen Sinn dafür verantwortlich, die „Kinder“ im Volk zu betreuen.
Als Aaron und Mirijam starben, verschwanden auch die Wolken und der Brunnen, welche nur dank ihrem Verdienst als Beschützer und Betreuer des Volkes gegeben worden waren. Doch dann kehrten sie im Verdienst von Mosche zurück. Dies bedeutet, dass sich Mosche zuerst nicht der Aufgaben von Aaron und Mirijam angenommen hatte, solange diese noch lebten. Er hatte seine Aufgaben und sie hatten ihre Aufgaben. Doch als niemand mehr da war, um ihre Aufgaben auszuführen, übernahm er auch diese Arbeit. Er begann, nicht nur die tiefsten Ideen der Tora zu vermitteln, sondern sich auch mit den Schichten im Volk abzugeben, welche an der Grenze zur Assimilation standen oder spezielle Betreuung brauchten.
So muss jeder Mensch, wenn es die Situation erfordert, bereit sein auch solche Aufgaben zu übernehmen, welche nicht unbedingt mit seiner Natur übereinstimmen, die jedoch von niemandem anderem wahrgenommen werden.
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