In Paraschat Kedoschim lesen wir den vielleicht allgemein bekanntesten Satz bzw. Passuk der Tora: "We'ahawta le'reacha kamocha, ani Haschem" - "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, (denn) Ich bin (dein) G-tt." Unsere Weisen sel. A. lehren uns hierzu, daß alle Juden einander als Brüder (bzw. Schwestern) bezeichnet werden, aus dem einfachen Grund heraus, weil alle ihre Seelen eine gemeinsame und untrennbare Basis haben, nämlich ihre Göttliche Seele, die "Nefesch Elokit"- jener innerste und essenziellste Teil jeder Jüdischen Seele, welcher selbst ein originärer Bestandteil G-ttes ist.

Durch unsere Körper hingegen unterscheiden wir uns voneinander. Aus dem Grund kann auch derjenige, der sich mehr um seine körperlichen Bedürfnisse als um seine Seele kümmert, auch keine wahre brüderliche Nächstenliebe entwickeln, da seine Motive stets mit selbstbezogenen Hintergedanken verbunden sind.

Dies hat unter anderem auch Hillel der Ältere dadurch betont, als er den bekannten Ausspruch zu dem Passuk "Liebe deinen Nächsten ..." prägte: "Dies ist die ganze Tora, der Rest ist Kommentar ..." Hiermit wird mit anderen Worten zum Ausdruck gebracht, daß die Tora uns lehrt; unsere Seelen stehen über der körperlichen Existenz, da der Körper letztlich nur als Gefäß der Seele für deren irdische Verweildauer dient.

(Basierend auf Sefer Tanja, Kapitel 32.)

Die drei Arten von Liebe - die Liebe zu G-tt, die Liebe zum Volk Israel und die Liebe zur Tora - sind eins, d.h. sie bilden eine Einheit; "du sollst G-tt lieben, deinen G-tt" bedeutet also auch "liebe deinen Nächsten wie dich selbst" und umgekehrt.

(Basierend auf einem Brief des Lubavitscher Rebben.)