„Ich werde Brot bringen, und ihr werdet eure Herzen erquicken und dann eures Weges gehen.“ Und sie sagten: „Ja, wir werden tun, wie du gesagt hast.“ (Genesis 18:5)

Unser Patriarch Awraham wusste nicht, dass die drei Nomaden, denen er nachgeeilt war, um ihnen Speise und Trank anzubieten, Engel in menschlicher Gestalt waren. Sie hatten den Auftrag, Awraham und Sara darüber zu informieren, dass die alte und scheinbar unfruchtbare Sara in genau einem Jahr wie durch ein Wunder ein Kind gebären würde. Die Engel brauchten das Essen nicht, das Awraham ihnen geben wollte. Delikatessen waren für sie so reizvoll wie Sand. Und für ihren Auftrag spielte es keine Rolle, ob sie aßen oder nicht.

Warum also nahmen sie die Einladung an? Warum ließen sie zu, dass ein alter Mann, der sich noch von einer schmerzhaften Beschneidung erholte, sich grundlos plagte? Sie versuchten nicht einmal, höflich „Nein, danke“ zu sagen. Wäre es nicht klüger und „engelhafter“ gewesen, Awrahams freundliches Angebot abzulehnen?


Für viele Menschen ist Geben seliger denn NehmenFür Menschen, die wie Awraham von Natur aus freundlich sind, ist Geben seliger denn Nehmen. Dafür kann es viele Gründe geben.

Geben ermöglicht es dem Wohltäter, sich wichtig, wertvoll und produktiv zu fühlen, als Mensch im Allgemeinen oder in einer Beziehung. Geben ist zudem der höchste Ausdruck der Menschlichkeit, die Fähigkeit, über die eigenen Bedürfnisse hinauszugehen und für andere zu sorgen. Sogar einem egoistischen Spender wird Anerkennung und Bewunderung zuteil.

Gewiss, es ist schön, Geschenke zu bekommen; aber sie haben oft einen Haken. Vielleicht wird vom Empfänger nicht erwartet, dass er Gleiches zurückgibt (wegen der Art der Beziehung oder wegen seiner beschränkten Mittel); aber gewiss wird von ihm Dankbarkeit und ein Gefühl der Verpflichtung erwartet. Das kann sogar das Hauptmotiv des Gebenden sein. Zudem kann ein Geschenk bisweilen ein subtiler Angriff auf die Unabhängigkeit des Empfängers sein.

Das alles gilt nicht nur für große und wertvolle Geschenke. Wir sind auch dann zufrieden, wenn andere kleine Gaben und freundliche Gesten annehmen, und wir neigen dazu, diese höflich abzulehnen, wenn andere sie uns anbieten.

Die fast spontane Reaktion auf die Frage „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ ist „Nein, danke“. Wir erlauben einem Freund nicht gerne, etwas für uns zu besorgen, selbst wenn er es uns großzügig anbietet oder schon im Geschäft ist. Manchmal wollen wir nicht einmal einen Rat annehmen: „Hm, gute Idee, aber für mich nicht durchführbar. Trotzdem danke!“ Und wenn uns jemand, der „nur ein Freund“ ist, ein bisschen Geld gibt, lehnen wir es ab oder sagen zumindest: „Vielen Dank, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen.“

Was können wir von den Engeln lernen? Dass wir anderen erlauben sollten, uns Geschenke zu machen, selbst wenn wir uns dabei etwas unwohl fühlen oder lieber selbst der Gebende wären.

Nehmen Sie das Geschenk an, selbst wenn Sie es nicht brauchen.

Und wenn es Ihnen leichter fällt, dann stellen Sie sich vor, Sie wären der Gebende.