Einmal kam ein Mann mit einem Problem zu Reb Simcha Bunim von Pschisscha:

“Die heiligen Schriften sagen, wenn jemand so und so lange faste, zeige sich ihm der Prophet Elijahu selbst. Nun habe ich so lange gefastet, und niemand ist mir erschienen.”

“Ich will dir eine Geschichte erzählen”, sagte der Zadik. “Der Baal Schem Tow mußte einmal eine lange Reise machen. Wie du weißt, wurde die Straße wie durch ein Wunder kürzer, als er sich ihr näherte. Nun waren die Pferde daran gewöhnt, bei jedem Aufenthalt in einem Dorf Futter und Wasser zu bekommen. Aber jetzt war die Entfernung durch kfizat haderech geschrumpft, und sie hatten das Gefühl, von einem Ort zum anderen zu fliegen. Es gab keinen Grund an einer der üblichen Haltestellen zu rasten, und natürlich bekamen sie auch kein Futter.

Darum begannen die Pferde zu überlegen: “Wer weiß? Vielleicht sind wir gar keine Pferde. Vielleicht sind wir Menschen, und wenn wir heute abend in einer Stadt ankommen, wo die Menschen zu essen pflegen, geben sie uns vielleicht auch etwas.”

Aber als sie sahen, daß sie sogar an den Orten vorbeiführen, wo die Menschen speisten, kamen sie zu dem Schluß, daß sie doch keine Menschen seien – sie waren offenbar Engel, weil diese weder essen noch trinken! Schließlich erreichte der Baal Schem Tow sein Ziel. Die Pferde wurden in den Stall gebracht und gefüttert. Sie fraßen wie richtige Pferde.

So verhält es sich auch mit einem Menschen, der fastet und sich selbst für einen Engel hält, den der Prophet Elijahu besucht. Wichtig ist aber nur eines: Wenn er sein Fasten beendet und wieder ißt, sollte er nicht wie ein Pferd essen – sonst bleibt er das Pferd, das er schon immer war!”