Ein Chassid des Rabbi Levi Jizchak von Berditschew handelte mit Ochsen. Einmal, als er viele Ochsen zu verkaufen hatte, fielen die Preise stark. Da er mit einem großen Verlust rechnete, besuchte er seinen Rebbe und bat ihn um Rat und Segen.

„Befolgst du ab und zu eine bestimmte Mizwa?“, fragte ihn der Rebbe.

„Ja“, antwortete der Chassid. „Ich bin ein Mohel, ein Beschneider.“

„Was tust du, wenn – G-tt verhüte es – das Kind nach der Brit Mila nicht zu bluten aufhört?“ Der Chassid erklärte, welche Methoden und Arzneien er in solchen Situationen anwendete. „Ich gebe dir ein Kraut“, sagte der Rebbe. „Wenn so etwas passiert – möge G-tt es verhüten –, heilt es sofort.“ Der Chasid hörte aufmerksam zu, als Rabbi Jizchak ihm das Verfahren erklärte.

Dann fragte er: „Und was ist mit meinem Vieh?“

Der Rebbe erwiderte: „Wie ich schon sagte, du benutzt dieses Kraut, wenn ein Kind nach der Beschneidung stark blutet. Mit G-ttes Hilfe heilt die Wunde dann sofort.“ Der Viehhändler verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Hause.

Unterwegs übernachtete er in einer Herberge. Während eines freundlichen Gesprächs mit dem jüdischen Wirt erfuhr er, dass dessen Sohn noch nicht beschnitten war. Er fragte, warum diese wichtige Mizwa nicht eingehalten worden sei.

„Ich hatte zwei andere Söhne“, erzählte der Wirt“, und beide starben nach der Beschneidung, weil die Blutung nicht aufhörte.“

Der Viehhändler dachte an die Worte des Rebbe und fragte: „Was würdest du geben, wenn dein Problem gelöst werden könnte?“

„Wenn ich meinen Sohn ohne Gefahr beschneiden lassen könnte“, antwortete der Mann, „würde ich dem Mohel vierhundert Silberrubel geben.“

„Ich werde deinen Sohn beschneiden“, sagte der Chassid.

„Und wenn es schiefgeht, was G-tt verhüten möge, zahle ich dir vierhundert Rubel.“

Der Wirt besprach die Sache mit seiner Frau, und beide waren einverstanden, sofern der Mohel vier Wochen in der Herberge blieb - bis sie sicher waren, dass das Kind außer Gefahr war. Das Kind blutete in der Tat heftig, aber der Mohel stillte die Blutung sofort mit dem Kraut, das der Rebbe ihm gegeben hatte.

Einige Tage später hörte er, dass der Preis für Ochsen gestiegen war. Er wollte schnell nach Hause fahren, um seine Tiere zu verkaufen. Aber der Wirt bestand darauf, dass er seine Zusage einhielt und vier Wochen lang bei ihm blieb.

Mehrere Tage danach hörte der Chassid, dass der Preis weiter gestiegen war; doch der Wirt wollte ihn immer noch nicht gehen lassen. Erst nach vier Wochen durfte der Chassid nach Hause fahren.

Als er ankam, konnte er seine Ochsen zu einem Preis verkaufen, der seine kühnsten Träume übertraf. Also besuchte er wieder seinen Rebbe, dankte ihm und spendete einen großen Betrag für eine gute Sache, die dem Rebbe am Herzen lag. „Rebbe“, sagte er, „die vierhundert Rubel gehören Euch, und ich lege einen Teil meines Gewinnes dazu.“