III. Der Tanz an Simchat Tora bedeutet die Einheit aller Juden. Er hat aber auch noch einen anderen Aspekt.

Man tanzt mit den Füßen, nicht mit dem Kopf, und mit Hilfe der Füße tanzt auch der Kopf. Würde man mit dem Kopf tanzen, d. h., sich von seinen rationalen Vorstellungen leiten lassen, wäre die Freude auf das Ausmaß des individuellen Begreifens der Gründe für die Freude beschränkt. Die Freude über die Tora soll jedoch unbegrenzt sein, und deshalb wird mit den Füßen getanzt. Es gibt kein Begreifen von G-tt oder Seiner Tora, sondern nur das Bewusstsein, dass G-tt und Seine Tora etwas Kostbares sind, viel kostbarer als alles andere in der ganzen Welt, und das ist genug, um uneingeschränkte Freude hervorzurufen.

In diesem Zusammenhang ist es nicht erforderlich, dem Tora-Studium an Simchat Tora besondere Zeit zu widmen,1 d. h., die Freude durch nachdenkliches Tora-Studium zu erzeugen. Man tanzt einfach mit der Tora-Rolle, wie sie in ihren besonderen Mantel gehüllt ist. Es ist, als ob man den Inhalt der Tora noch nicht kennt, sondern nur die Tatsache, dass sie etwas sehr Kostbares ist, und sich deshalb über alle Maßen mit ihr freut.

Jeder tanzt mit den Füßen und bringt damit auch den Kopf zum Tanzen. So ist es auch mit der Gesamtheit des jüdischen Volkes: Die Freude der einfachen Leute, die sich grenzenlos mit der Tora freuen, ruft bei den Erleuchteten, bei denen, die die Bedeutung der Tora und die Gründe für die Feier des Tages kennen und verstehen, zusätzliche Freude hervor, so dass auch sie von einer einfachen und grenzenlosen Freude ergriffen werden.

An Sukkot werden 70 Stiere geopfert, die den 70 Engelfürsten der Völker2 entsprechen, denn auch die letzteren werden dann mit bedacht. Die Freude an Schemini Azeret und Simchat Tora hat jedoch den Aspekt „eines einzigen Stieres.“ Man gelangt auf eine Ebene, auf der diese Engelfürsten überhaupt keine Rolle mehr spielen, auf der nur noch der Allmächtige mit dem jüdischen Volk allein ist3 – sie werden Dein sein, Dir allein, und es werden keine Fremden bei Dir sein.4

(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am Schabbat Paraschat Bereschit 5716)