Am Fest Schmini Azeret beginnt Musaf mit einem besonderen Gebet um Regen (geschem). Von da an sprechen wir während der Wintermonate bis zum ersten Tag von Pessach in der Amida (im zweiten Segen, der geburot, „mächtige Taten“ heißt) die Worte Maschiw haruach umorid hageschem. Das bedeutet „Wer lässt den Wind wehen und den Regen fallen?“

Am ersten Tag von Pessach sprechen wir ein ähnliches Gebet, in dem wir um Tau bitten. Ab dem ersten Tag von Pessach lassen wir die Worte Maschiw haruach usw. während der Sommermonate weg. In manchen Gemeinden werden sie durch die Worte morid hatal („Wer lässt den Tau fallen?“) ersetzt.

Das Gebet um geschem an Schmini Azeret (wie das Gebet um Tau an Pessach) ist sehr eindrucksvoll. Der Chasan (Baal Tefilla) trägt einen weißen Kittel und spricht das Gebet in einem feierlichem Ton, der an die Festtage erinnert.

Der Grund für diese besonderen Gebete ist klar. Die Wintermonate im Heiligen Land sind die Regenmonate, und das Leben im Land hängt vom Regen ab. Wenn der Regen rechtzeitig und in ausreichender Menge fällt, bringt die fruchtbare Erde eine große Ernte. Wenn nicht, muss das Land Hunger leiden.

In den Sommermonaten regnet es nicht. Das ist die Trockenzeit. In dieser Zeit würde die Erde völlig austrocknen und der Boden würde zu Staub werden und vom Wind fortgeblasen werden und das Land würde sich in eine Wüste verwandeln - wenn es nicht den Tau gäbe, der sich nachts auf dem kühlen Boden bildet und ihn befeuchtet. In den ersten Strahlen der Sonne glitzert er wie Perlen.

Der Regen im Winter und der Tau im Sommer sind also lebenswichtig. Und weil wir Juden wissen, dass G-tt, der Herr der Welt, auch der Herr über den Wind und die Wolken ist und es regnen lässt, wann immer er will, bitten wir ihn in unseren Gebeten um Regen und Tau: um Regen an Schmini Azeret zu Beginn des Winters und um Tau am Frühlingsfest Pessach, wenn der Sommer beginnt.