I. Schemini Azeret bedeutet [G-tt sagt zu Israel]: „Euer Abschied fällt Mir schwer.“1 „Das kann man mit einem König vergleichen ... Er sagte zu seinem geliebten Freund: Lass uns zusammenbleiben, nur du und ich, und uns vergnügen mit allem, was du finden kannst ...“2
Diese Erklärung wirft jedoch eine Frage auf: Irgendwann werden sie sich in jedem Fall trennen, was bringt es also, einen weiteren Tag hinzuzufügen, um zusammen zu sein?
Daraus folgt, dass die besondere Qualität von Schemini Azeret darin besteht, dass der Tag selbst bewirkt und sicherstellt, dass es überhaupt keine Trennung geben wird.
Dies wird verständlich, wenn man zunächst den Ausdruck „euer Abschied [fällt Mir schwer]“ betrachtet, im Gegensatz zu dem scheinbar angemesseneren „unser Abschied ...“
Der Ausdruck „euer Abschied“ deutet auf zwei Dinge hin:
a) Von Seiten des Allmächtigen gibt es keine Trennung. Er ist mit dem Volk Israel ewig verbunden, „von Angesicht zu Angesicht.“3 Jede Form der Trennung geht nur vom jüdischen Volk aus – „denn sie haben Mir den Rücken zugewandt und nicht ihr Angesicht.“4 Dies ist also die Bedeutung von „euer Abschied.“
b) Was führt Israel dazu, sich vom Allmächtigen zu trennen? Es ist „euer Abschied“ – d. h. die Trennung unter den Juden selbst!5 Wenn es kein „Wir alle zusammen vereint“ gibt, dann fehlt auch etwas im „Segne uns, unser Vater.“6
So sagt G-tt gerade nach Sukkot: „Euer Abschied fällt Mir schwer.“ Denn am Sukkot-Fest gibt es eine integrale Einheit unter Israel, wie die Mizwa der „Vier Arten“ zeigt: Alle vier Arten, vom Etrog, der sowohl einen guten Geschmack als auch ein gutes Aroma hat, bis zum Weidenzweig, der keines von beiden hat, verbinden sich zu einer einzigen Mizwa. So werden auch alle Juden7 „zu einer einig-verbundenen Gemeinschaft, um Deinen Willen von ganzem Herzen auszuführen.“8
Dieses Zusammenwachsen wird durch die Mizwa des Festes und um ihrer selbst willen bewirkt. Mit dem Ende von Sukkot, wenn wir in den Alltag zurückkehren, besteht jedoch wieder die Möglichkeit der Spaltung, G-tt bewahre. Der Allmächtige sagt dann: „Euer Abschied fällt Mir schwer.“
Um die Einheit auch nach dem Fest zu bewahren, heißt es in diesem Zusammenhang: „Lass uns zusammenbleiben, nur ich und du, und uns vergnügen mit dem, was du finden kannst ...“
II. Die an Schemini Azeret hergestellte Einheit hat einen Vorteil gegenüber der Einheit von Sukkot:
Die Einheit der Vier Arten liegt nicht in ihrer wesentlichen Realität. Auch wenn sie vereint sind, bleibt jede von ihnen eine separate Einheit und behält ihre eigene Realität. Sie sind nur im Zusammenhang mit der betreffenden Mizwa vereint. Außerdem besteht die Mizwa selbst darin, vier verschiedene Arten zu nehmen. Ihre individuelle Unterscheidbarkeit bleibt also auch bei der Erfüllung der Mizwa selbst bestehen, nur dass diese unterschiedlichen Einheiten zu einer einzigen Mizwa zusammengefügt werden.
Von der Einheit von Schemini Azeret heißt es jedoch: „ein Stier, ein Widder.“9 Es handelt sich nicht um die Zusammenführung getrennter Einheiten, sondern um eine integrale Einheit.
Dies gilt auch für das Tanzen an Simchat Tora: Alle Juden, vom Größten bis zum Kleinsten, tanzen gemeinsam. Es geht nicht darum, dass jeder nach seinem eigenen Stil tanzt (d. h. im Kontext seiner eigenen Wahrnehmung usw.). Alle werden gleich und sind vereint in etwas, das sie alle verbindet. Der gemeinsame Tanz bedeutet, dass es in seiner Essenz keine Individualisierung gibt.
Das ist die wahre Einheit. Es handelt sich nicht um eine Zusammenführung von getrennten Einzelteilen, sondern darum, dass in jedem von ihnen eine Verneinung der ausgeprägten Individualität vorhanden ist.
Da es sich nicht einfach um eine Ansammlung getrennter Einheiten handelt, sondern um eine Ähnlichkeit und Vereinigung, kann man hier nicht den Grundsatz anwenden, dass „das Aufhören der Ursache von sich aus ein Aufhören ihrer Wirkung bewirkt.“ Die Wirkung bleibt von sich aus erhalten. So bleibt das jüdische Volk auch nach dem Fest das ganze Jahr über in einem Zustand der Einheit und des Friedens, der „das Gefäß ist, um den Segen des Heiligen, gesegnet sei Er, zu pflegen und zu bewahren.“10
(Adaptiert aus einer Sicha gehalten an Simchat Tora 5716)
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