XXII. Es gibt ein Ma-amar,1 das erklärt, warum die Segnungen Jizchaks Jaakow ausdrücklich mit Hilfe von Mirma (Scharfsinn, List) gewährt wurden. (In der Tat geschah es durch die „Weisheit der Tora“2, aber eben durch den Teil, der Mirma genannt wird).

Die Aspekte, die in den Segnungen erwähnt werden, kamen durch Mirma zustande, denn diese Aspekte stellen die Funken der Heiligkeit dar, die auf die niedrigen Ebenen gefallen sind wegen „der Schlange [die] listig war“ usw.3 Die Wiederherstellung dieser Funken in den Bereich der Heiligkeit musste daher ebenfalls durch Mirma erfolgen. So heißt es in der Schrift: „Und mit dem Krummen zeigst Du Dich gewunden.“4

XXIII. Das erklärt, warum Riwka Jaakow überredete, den Segen zu erlangen, indem sie ihm versicherte: „Auf mir laste dein Fluch, mein Sohn“5 – d. h., wenn Jaakows Handeln, G-tt bewahre, einen Fluch nach sich ziehen sollte, würde sie, Riwka, ihn vollständig auf sich nehmen. Aber was ist das für eine Zusicherung? Jedes Kind, geschweige denn ein Sohn wie Jaakow, sollte sich um seine Mutter sorgen. Wie könnten dann Riwkas Worte als überzeugend angesehen werden? Wir sehen jedoch, dass sie für Jaakow ausreichend überzeugend waren.

Jaakow wird jedoch mit Adam verglichen,6 und er korrigierte dessen Sünde, wie in den Werken der Kabbala erklärt wird.7 Adam war durch Mirma der Schlange in die Irre geführt worden. Um dies zu korrigieren und um zu verhindern, dass der Segen bei Esaw bleibt, musste Jaakow ihn mit Hilfe von Mirma beschaffen: „Dein Bruder kam mit Mirma und hat deinen Segen genommen.“8

XXIV. Kurz gesagt: Hier haben wir einen Fall, in dem wir etwas erhalten, das aufgrund seiner Natur und seines Ursprungs den Intellekt übersteigt (oder, wie im Fall von Adams Sünde mit dem Baum der Erkenntnis, dem Intellekt unterlegen ist). Auch der Empfänger muss daher bereit sein, entsprechend zu empfangen – nicht mit Verstand und Intellekt, sondern durch Mesirat Nefesch, totale Hingabe, indem er alles riskiert. Deshalb sagte Riwka: „Auf mir laste dein Fluch, mein Sohn“: Sie war bereit für Mesirat Nefesch, weil die Segnungen nur durch Mesirat Nefesch empfangen werden konnten, im Gegensatz zu rationalen Berechnungen. Und Riwkas Worte bewirkten in Jaakow genau diese Bereitschaft.

Dasselbe gilt für die Tora im Allgemeinen.9 So erklären unsere Weisen im Midrasch10 in einem Kommentar zu den Segnungen, die Jizchak Jaakow gewährte: „Vom Tau des Himmels“ – das bezieht sich auf die Heilige Schrift; „und von der Fülle der Erde“ – das bezieht sich auf die Mischna; „Korn“ – das bezieht sich auf den Talmud; und „Wein“ – das bezieht sich auf die Aggada.

Die Mirma der Heiligkeit, die sich, wie bereits erwähnt, aus der Weisheit der Tora ableitet, befähigt den Menschen, immer höher aufzusteigen. So erklärt der Rebbe im Ma-amar, dass es letztlich darum geht, die Torheit der „Gegenseite“ in eine Torheit der Heiligkeit umzuwandeln.11 Indem man die Torheit der „Gegenseite“ umwandelt, steigt man viel höher auf als durch eine Awoda, die auf Verstand und Vernunft beruht. Denn auf diese Weise wird man eine Ebene der Heiligkeit erreichen, die sogar den Intellekt der Heiligkeit übersteigt.12

(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am 13. Schewat 5711)