Igal und Nechama sind ein jüdisches Ehepaar aus Israel, die sich in den USA niedergelassen haben. Mit ihren zwei Kindern, Etan und Michal, führten sie ein glückliches und harmonievolles Leben — bis zu jenem merkwürdigen Tag, an dem ihr Familienglück auf einmal zerplatzte ...
Plötzliche epileptisch ähnliche Anfälle überfielen Nechama. Dies dauerte nicht länger als eine Stunde, und danach war wieder alles ganz normal, als ob nie etwas geschehen wäre. Doch von jenem Tag an überfielen sie alle zwei bis drei Tage solche Anfälle. Was um G-ttes Willen geschah mit ihr? Während der Anfälle hatte sie das Gefühl, dass irgendeine fremde Kraft sie kontrollierte und sie ihr nicht widerstehen konnte. Der Zustand Nechamas verschlimmerte sich so sehr, dass eine echte Gefahr bestand, die Kinder mit ihr alleine Zuhause zu lassen, denn ihre Anfälle wurden immer aggressiver und häuften sich. Alle Ärzte, an die sich Igal und Nechama wandten, konnten den Grund für die Anfälle nicht erklären. Ihre Lage schien hoffnungslos.
Eines Tages erfuhr Nechama von Rabbiner Manis Friedmann. Er sei ein weiser Mann, der schon vielen Menschen aus ihrer Not geholfen hatte. Nechama nahm Kontakt mit ihm auf und schilderte ihm unter Tränen ihre Situation. Alles wäre sie bereit zu tun, um wieder ein normales Leben führen zu können. Doch auch Rabbi Friedmann konnte ihr nicht helfen. Er sei kein Arzt und auch nicht im Besitz übersinnlicher Kräfte. „Ich kann nur eine Sache vorschlagen“ sagte Rabbi Friedmann zu Nechama. „Es gibt einen großen Rabbi in New York, der Lubawitscher Rebbe, und an ihn können Sie sich wenden. Er kann helfen!“ Auf der Stelle nahm Nechama Papier und Stift in die Hand und schrieb mit Hilfe Rabbi Friedmanns dem Rebben einen Brief. Die Antwort des Lubawitscher Rebben ließ nicht lange auf sich warten. Er schrieb Nechama, dass der Schlüssel zu ihrer Genesung die Einhaltung der jüdischen Speisevorschriften durch sie und ihre Familie sei. Nechama glaubte fest an das „Rezept“ des Rebben und begann, mit der Rebbetzin Friedmann die Speisevorschriften zu lernen, ein Thema, von dem sie nicht erahnte, wie umfangreich und kompliziert es ist.
Nach einigen gemeinsamen Einkäufen, einer Unterrichtung in der häuslichen, jüdischen Küche und vor allem viel Ermutigung, schaffte es schließlich Nechama die Speisevorschriften ordentlich zu lernen. Rabbi Friedmann machte die Küche koscher, und Nechama wechselte zum koscheren Kochbuch für sich und ihre Familie.
Aber einem hatte das überhaupt nicht gefallen — dem Ehemann Igal. Ihm schien diese ganze Geschichte absurd. Wie sollte eine Kost, die nach kuriosen Vorschriften zubereitet wird, zur Bekämpfung Nechamas Anfälle dienen? Vor allem befürchtete er, dass die Einhaltung dieser Vorschriften allmählich auch andere jüdische Vorschriften mit sich bringen würde, und Igal hatte überhaupt kein Interesse daran, dem strengreligiösen Judentum anzugehören, dem er sein ganzes Leben aus dem Weg ging; nicht er und nicht seine Familie. Mit Religion hatte er nichts am Hut und so sollte es bleiben.
An einem Abend, als er mit seinen Freunden zusammensaß, dem Ärger im Haus aus dem Weg gehend, hörte er jemanden über eine alte, nichtjüdische Frau erzählen, die Wunder vollbringt und die Zukunft vorhersieht – sprich eine Hexe. In dem Männerkreis stritt man sich darüber, wie viel Wahres denn tatsächlich hinter solchen Gerüchten stecken kann, doch Igal kam diese Hexe wie gerufen. Er entschloss sich, sie aufzusuchen. Womöglich hatte sie eine bessere Lösung für sein Problem, als ein orthodoxer Jude zu werden ...
Schon am nächsten Tag klopfte Igal an der Tür der geheimnisvollen Frau. Er erzählte ihr seine schlimme Familienlage, und flehte sie an ihm zu helfen. Die alte Frau blickte auf ihn, und fragte dann mit einem verdutzen Gesichtsausdruck: „Du bist doch ein Jude, oder?!“ Igal nickte verwundert mit dem Kopf. „Wenn so“, versuchte die Frau zu verstehen, „weshalb wendest Du Dich dann nicht an den großen Rabbi der Juden in New York? Er sorgt für euch, und seine Kräfte sind viel größer als meine“.
Igal war sprachlos. Er zwickte sich, um sich zu vergewissern, dass er nicht fantasierte. Das übertraf nun alle seine Erwartungen. „Wir wandten uns an ihn“, stotterte Igal. Ihm war das so peinlich. „Er sagte uns, wir sollten die Speisevorschriften einhalten.“ Nun war die nichtjüdische Hexe über Igal gänzlich verwundert. „Wenn Du schon mit dem jüdischen Rabbi Kontakt aufgenommen hast, so verstehe ich überhaupt nicht, was Du bei mir suchst. Wenn er Dir etwas geraten hat, so ist das zweifellos die beste Lösung für euer Problem!“ Igal versuchte der Nichtjüdin zu erklären, wie kompliziert die Anweisung des Rebben sei. Sie als Nichtjüdin wüsste ja gar nicht, was es bedeute die koscheren Speisevorschriften einzuhalten! Und überhaupt sei Religion nicht seine Stärke. Doch all seine gestotterten Ausreden fanden bei der Hexe kein Gehör. Die Zukunft seiner Familie hing von dem Einhalten der Koscherregeln ab, und er überlegte noch!?
Igal kam nach Hause, und ohne jegliches Zögern verkündete er Nechama seine Bereitschaft, sich ihrem „Diätplan“ anzuschließen. Und tatsächlich hörten innerhalb kurzer Zeit die Anfälle Nechamas auf und waren genau so plötzlich verschwunden, wie sie aufgetreten waren. Die Familie kehrte wieder zu ihrem harmonievollen Leben zurück.
Wer heutzutage in ihr Haus tritt, kann das riesige Gemälde des Lubawitscher Rebben in ihrem Wohnzimmer nicht übersehen. Es ist das einzige, stille Zeugnis über die schwere Zeit, die gänzlich verschwunden war, als ob nie gewesen.
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