Obwohl wir oben die Sefira des Daat als eine der zehn Sefirot aufgezählt haben, führen einige Kabbalistische Texte die G-ttliche Manifestation Keter stattdessen auf. Das Wort Keter bedeutet Krone. Keter ist über allen anderen Sefirot platziert, so wie die Krone über dem Kopf zu sehen ist. Die Königskrone unterscheidet den König von seinem Volk, so daβ sie sich ihm unterwerfen können. Die Untergebenen eines Herrschers werden „Bedienstete der Krone“ genannt, da sie der Krone und damit dem Herrscher gegenüber loyal sind. Keter ist die Sefira, die über allen anderen Sefirot steht. Keter wird mit dem „G-ttlichen Willen“ (Ratzon) und „Vergnügen“ (Taanug) gleichgesetzt. Der G-ttliche Wille stellt die äußere Ebene von Keter dar und Vergnügen die innere. Die höchste Ebene ist „Glaube“ (Emuna).

Im menschlichen Modell sind der Intellekt und die Emotionen Seelenkräfte, die im Körper wohnen. Der Intellekt ist im Kopf angesiedelt und die Emotionen im Herzen. Die Willenskraft und das Vergnügen eines Menschen reichen über die Kräfte eines bestimmten Organs hinaus. Sie sind peripher und werden als Keter beschrieben. Keter hat eine innere Dimension, die in der Kabbala Atik Yomim (wörtlich: “der Greise der Tage“) genannt wird, und eine äußere Dimension, die Arich Anpin (wörtlich: „das lange Antlitz“) heißt. An jeder Stelle der Seder Hischtalschlut agiert die Keter (Krone) als Zwischenglied zwischen zwei Ebenen. Malchut der höheren Ebene wird zu Keter der nächst niedrigeren, also wird z.B. in den vier Welten das Malchut des Atzilut zum Keter von Beria. Atik Yomim (innere Dimension) von Keter ist an die höhere Ebene, und Arich Anpin an die niedrigere Ebene gebunden.

Wir können jetzt eine Abbildung der himmlischen Sefirot (G-ttlichen Manifestationen) so aufzeichnen, wie sie im Menschen angesiedelt sind.

Sefirot (G-ttliche Manifestationen) des Menschen
DREI EBENEN VON KETER (KRONE)

Wie schon erwähnt, sind die Sefirot die Infrastruktur aller Welten, die im Mikrokosmos des Menschen abgebildet sind. Sie sind die Infrastruktur der menschlichen Seele, und zwar sowohl der tierischen als auch der G-ttlichen Seele (siehe Kapitel 22 „Der Benoni“). Beide Seelen stellen eine Kombination aus Intellekt und Emotionen dar. In der Nefesch HaBehamit (tierischen Seele) sind die Emotionen die dominanten Kräfte, auch Böse Neigung (Yetzer HaRa) genannt. Der Intellekt ist in der Nefesch Elokit (G-ttlichen Seele) dominant und wird auch Gute Neigung (Yetzer HaTow) genannt. Die intellektuelle Fähigkeit der Nefesch HaBehamit wird vor allem dazu verwendet, den Emotionen zu dienen, wo hingehen in der Nefesch Elokit die Emotionen einen Ausdruck des Intellektes darstellen. In der Nefesch Elokit werden die Emotionen primär durch die Kräfte der Meditation, die die Emotionen betreffen, erregt.

Alle Sefirot haben ihre inneren und äußeren Dimensionen. So betreffen sie den Menschen und andere Menschen. Chessed wird innerlich als Liebe und äußerlich als Liebenswürdigkeit ausgedrückt. In der Nefesch HaBehamit (tierischen Seele) kann man das Verbotene lieben und liebenswürdig gegenüber Unwürdigen sein. Die hauptsächliche Stoßrichtung von Chassidut ist Tikkun HaMiddot, „die Verbesserung negativer Charaktereigenschaften“ der Nefesch HaBehamit (tierischen Seele). Dieses Thema wird in Kapitel 22 („Der Benoni“) weiter erörtert.