Nach der spanischen Inquisition ließen sich einige Juden zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts in der Stadt Safed im Heiligen Land nieder. Achtzig Jahre lang gab es eine Renaissance des jüdischen Lebens und Wirkens in dieser mystischen Stadt, welche die jüdische Welt verändern und formen sollte.

Der Rabbiner dieser Stadt war kein anderer als der berühmte Rabbiner Joseph Karo. Nachdem er sein Monumentalwerk, das Bet Yosef, geschrieben hatte, in dem er den Ursprung der zeitgenössischen jüdischen Gesetze aufzeigte, fasste er alle praktischen Gesetze in seinem Buch Der jüdische Gesetzeskodex (Schulchan Aruch) zusammen.

Die Mystiker der Stadt waren nicht weniger berühmt. Rabbiner Moses Cordovero, der Ramak, schrieb ein kabbalistisches Monumentalwerk, den Pardes Rimonim. Der berühmteste Kabbalist dieser Tage war jedoch Rabbiner Isaak Luria (1534-1572), der allgemein als Arisal (eine Abkürzung für „Der G-ttliche Rabbiner Isaak Gesegneten Andenkens“) bekannt ist.

Obwohl der Arisal nur 38 Jahre lang lebte, besaß er eine phänomenale Seele. Alle Geheimnisse der Schöpfung waren ihm bekannt. Erst in den letzten zwei Jahren seines Lebens traf er Rabbiner Chaim Vittal, der sein wichtigster Schüler werden sollte. Obwohl der Arisal keine Bücher geschrieben hat, wurden alle seine Werke von Rabbiner Chaim Vittal in den Kitvei Ari, den „Schriften des Ari“, verewigt.

Den Sohar kann man ohne umfassendes Wissen und Anleitung schwer begreifen. Ohne die Lehren des Arisal macht der Sohar nicht viel Sinn. Man kann den Sohar, die sehr poetisch ist, studieren, aber es ist schwer, eine Struktur oder ein System in ihr zu entdecken. Wenn man jedoch die Kitwei Ari kennt, dann kann man die Struktur des Sohar's verstehen.

Das Hauptwerk der Kitwei Ari ist Etz Chaim (Baum des Lebens). Dieses Werk erörtert die theoretischen Grundlagen der Kabbalah. Als nächstes folgen Pri Etz Chaim (Frucht des Lebensbaumes) und Schaar HaKavanot (Tor der Meditationen). Sie zeigen auf, wie man die Lehren des Etz Chaim auf verschiedene tagtägliche Situationen anwendet, wie z.B. Meditationen während des Anlegens der Zizit oder der Tefillin und während des Gebetes. Diese Werke behandeln auch die kabbalistischen Intentionen, die man haben sollte, wenn man Gebote in Bezug auf die jüdischen Feiertage befolgt wie zum Beispiel das Essen der Matzen an Pesach oder das Schofarblasen am Rosch Haschanah.

Es folgt das Werk Schemona Schearim (Acht Tore). Das erste Tor, Schaar HaHakdamot (Tor der Einführung), umfasst dasselbe theoretische Material wie Etz Chaim. Das zweite ist Schaar Maamarei Raschbi, das „Tor der Lehren des Sohar's“. Das dritte ist Schaar Maamarei Chazal, das „Tor der Lehren des Talmud“. Das vierte ist Schaar HaPesukim, das „Tor der biblischen Verse“. Das fünfte ist Schaar HaMitzwot, das „Tor der Gebote“. Das sechste ist Schaar HaKavanot, das „Tor der Meditationen“. Das siebte ist Schaar Ruach HaKodesch, das „Tor der G-ttlichen Erleuchtung“. Und das achte ist Schaar HaGilgulim, das „Tor der Reinkarnationen“. Das Schaar Ruach HaKodesch beschreibt, wie man das System des Arisal als meditative Übung verwenden kann. Es ist in vieler Hinsicht der Schlüssel zu den ganzen Kitwei Ari, weil alle vorherigen Tore sich mit Theorie befassen, wogegen das Schaar Ruach HaKodesch aufzeigt, wie man dies in die Parxis umsetzen kann.

Der Arisal hat die Kabbala in ein umfassendes System verwandelt. Heute beziehen wir uns auf dieses System als die Lurianische Kabbala. Sehr bedeutsam ist es, dass der Rabbiner Chaim Vittal im Namen des Arisal schreibt: „Es ist eine Mitzwa, diese Weisheiten zu veröffentlichen“. Diese Aussage macht deutlich, dass die Zeit gekommen war, die Lehre der Kabbala weit zu verbreiten. Die Lurianische Schule der Kabbala, die der Lehre des Arisal und seiner Schüler folgt, hat die jüdische Welt revolutioniert und das Studium der Kabbala populär gemacht.